Höhenflug und Depression als Landschaftsbild

liebe leute,

auch wenn unser programm rasch voranschreitet und somit kaum zeit für aufarbeitungen bleibt, will ich versuchen, einen kurzen überblick über unsere abenteuer der letzten tage zu geben:

am letzten samstag verließen wir die heilige stadt axum, um durch die teils schroffen berge des hochlandes nahe der grenze zu eritrea ein gebiet zu durchfahren, wo kaiser menelik II 1896 die italiener zurück schlug und damit zum ersten mal ein afrikanisches heer zum sieg über eine europäische kolonialarmee brachte.  im ergebnis fiel zwar eritrea  – einstiges kernland des axumitischen reiches –  an die italiener, während äthiopien selber nie mehr kolonialisiert wurde.  die nacht verbrachten wir in einer komfortablen „lehmhütten“-lodge mit tollem blick über die berge.

am sonntag verließen wir das hochland und schraubten uns über endlose serpentinen aus 2.500 metern höhe hinunter in die berüchtigte danakil-depression, die bis zu 150 meter unter dem meeresspiegel liegt und als heißester punkt der erde gilt, wo die temperaturen gern über 45 grad (im extremfall angeblich über 60 grad) steigen. sie ist der nördliche ausläufer des großen grabenbruchs (rift valley), der sich durch ganz ostafrika zieht und die bruchstelle markiert, wo ostafrika vom rest-kontinent abbricht und sich in nicht allzu ferner zukunft ein neuer ozean auftun wird.  tatsächlich war diese nördliche depression schon einmal von meerwasser geflutet, welches aber austrocknete, als sich aufgrund tektonischer und vulkanischer tätigkeit land hob und einen riegel zum roten meer bildete.

wir erreichen die heute pflanzenlose salzwüste  gegen abend bei immer noch üblen 40 grad.  die zunächst angebotene unterkunft in einem straßendorf der afar überzeugt uns nicht, so dass wir schließlich unser lager in einem kraal außerhalb des dorfes unter freiem himmel aufschlagen und eine fantastische nacht unter dem sternenhimmel verbringen.  auch wenn es heißt, dass wüstennächte kalt werden:  hier ist das nicht der fall..

schon am frühen morgen  – um der mittagshitze auszuweichen –  brechen wir auf in den dallol:  das ist ein geothermisch spannendes feld in einem riesigen salzsee, der uns ein wenig an den uyuni-salzsee in bolivien erinnert  –  wobei uyuni auf 4.000 metern höhe liegt und vergleichsweise angenehm kühl ist.  hier aber ist einzigartig, wie heißes salzwasser in fontänen aus dem boden sprudelt und von blau- und sonstigen -algen unbeschreiblich farbige ablagerungen bildet, so dass man sich wahlweise wie auf einem LSD-rausch oder halt auf dem meeresgrund zwischen farbig schillernden korallengärten wähnt.  farben und formationen sind schlichtweg unbeschreiblich  –  ich will versuchen, ein foto hochzuladen, um einen ungefähren eindruck zu vermitteln.  sollte es klappen:  dieses foto ist nicht retuschiert !!  (..ist geschehen  –  s.o.)  

um einer weiteren nacht in dem glutkessel ohne auch nur rudimentäre sanitäre einrichtungen zu entgehen, kehren wir nachmittags ins hochland zurück und erfrischen uns in einem „normalen“ hotel, wo wir die errungeschaft von fließend heißem wasser auf den zimmern zu schätzen wissen:  man ist ja keine 50 mehr..  😉

der clou aber folgt am nächsten tag: abermals steigen wir in den großen grabenbruch hinab  –  in die etwas südlicher gelegene afar-senke, diesmal in allradgetriebenen landrovern, mit denen wir nach stundenlanger fahrt über krasse lavafelder den erta’ale-vulkan erreichen.  im camp an seinem fuß erhalten wir ein rustikales abendessen, bevor wir uns   – der temperaturen wegen –  erst nach sonnenuntergang an den aufstieg machen.  einige kamele tragen unser camping-gepäck, der vollmond beleuchtet uns den weg durch die wüstennacht.

wir erreichen den gipfel und schlagen unser lager zwischen den windschutz-feldsteinmauern der ziegenhirten auf.  dann nähern wir uns dem krater, in dessen schlund ein lavasee wabert.  wir hören das blubbern der lavafontänen und nähern uns dem gespenstisch rot leuchtenden rauch, der aus dem loch aufsteigt.  leider gönnt uns dieser beißende rauch keinen wirklichen blick in den kraterkessel  –  raubt uns dafür aber buchstäblich den atem, wenn er vom wind zu uns herüber gedrückt wird.  so sind wir froh, als wir das lager wieder erreichen und uns nach einem absacker wieder unter dem freien himmel ausstrecken können.

um 4:30 ist die nacht für uns vorbei:  der abstieg beginnt, um vor der tageshitze das basiscamp zu erreichen. als vor uns der mond im westen hinter den den sich abzeichnenden hochlandbergen versinkt, steigt hinter uns der glutrote feuerball der sonne über den horizont  –  das licht und die bizarre gegend sind wie verzaubert und aus einer anderen welt.  im basiscamp erhalten wir ein frühstück und machen uns bald auf die rückfahrt, um nachmittags mekele, die hauptstadt der provinz tigray im hochland zu erreichen und zur erholung ein superluxushotel mit pool und sauna zu beziehen.

am donnerstag bewältigen wir mit unserem gruppenbus eine abenteuerliche piste durch abermals fantastisches hochland mit bodenlosen tälern und himmelhohen gebirgsketten.  die strecke ist von verschiedenen dörfern der bergstämme gesäumt, zunächst tigray, später lasta und amharen.  wie überall winken uns ALLE kinder zu, erwachsene grüßen lächelnd.  wenn wir auf freier strecke für fotos halten, erscheinen wie aus dem nichts kinderscharen, die uns entweder schweigend aus großen augen neugierig-schüchtern anschauen, oder fröhlich kontakt aufnehmen  –  nicht ohne nach „pen“ (stiften) zu fragen, die sie für die schule gebrauchen können und mit denen wir uns vorsichtshalber eingedeckt hatten.

abends erreichen wir lalibela auf 2.500 meter höhe  –  gestern freitag besichtigen wir dort die weltberühmten „felsenkirchen“:  dutzende kirchenbauten sind hier aus dem tuffstein heraus geschnitzt worden, indem man sich vor etwa 1.000 jahren langsam in den felsen grub und dabei stockwerk für stockwerk von oben nach unten herausarbeitete.  auch die innenräume wurden so freigelegt, wobei fenster, türen und „stuckarbeiten“ herausgeschnitzt  wurden und mächtige säulen die verbliebene felsendecke halten.  durch tunnel erreichen wir die verschiedenen kirchen bzw. schauen von der ebenen erde in die schwindelnd tiefen gruben, in denen die „freigelegten“ kirchen heute stehen.

heute samstag erreichten wir nach kurzem flug wieder addis abeba, womit sich der kreis schließt und die nord-tour durch das historische abessinische kernland beendet ist.  nach dem ruhigen, von kleinen dörfern, bunten feldern und mehr oder weniger bewaldeten grünen bergrücken dominierten naturraum ist die trubelige millionenmetropole ein kleiner, wenn auch erwarteter kulturschock.

heute abend werden wir bei einem farewell-dinner unsere abreisenden teilnehmer verabschieden, die noch heute nacht wieder nach europa fliegen, während die kerngruppe morgen sonntag einen freien tag hat und die neuankömmlinge für die südtour erwartet.  ab montag werden wir uns dann gen süden immer weiter im großen grabenbruch bewegen, wobei dieser nun nicht mehr minusmeter erreicht und daher zwar warm, aber nicht mehr so heiß werden wird wie etwa die danakil-depression.  dort wollen wir die nilotischen „stämme des südens“ und tierreichen nationalparks besuchen  –  dazu dann später wieder mehr..

bis dahin ganz liebe grüße von einer durchweg begeisterten gruppe,
thomas 🙂