„Serengeti darf nicht sterben“

liebe leute,

soeben sind wir verstaubt und müde aber glücklich von unserer mehrtägigen erkundungsexpedition durch den norden tanzanias mit rift valley und natron-see, serengeti und ngorongoro-krater sowie dem wildreichen tarangire-nationalpark zurückgekehrt nach arusha am fuß des kilimandscharo.  unterwegs hatten wir konsequent keinen internetkontakt: entweder gab es nix, oder es war kaputt, oder (in den camps) von den kurzen generator-zeiten abhängig, dann aber zu langsam..

was uns die begeisterung weniger schmälerte als die abartigen preise, die einem echt die schuhe ausziehen:  die serengeti zu besuchen ist keinesfalls die billigere variante zum okawango-delta in botswana, wie ich gehofft hatte.  andererseits ist die preisbarriere natürlich auch die einzige, die den massentourismus davon abhält, die savanne zu stürmen und die tiere endgültig zu vergrämen.  ist also alles ganz schön ambivalent hier..

aber wenn man die vorab gezahlten durchaus schmerzhaften beträge dann mal vergisst, kann man sich auf und über eine wahre singularität freuen:  wo auf der welt gibt es denn noch diese massen an großwild, die hier in freier (aber beobachtbarer) wildbahn ihre scheinbar völlig ungestörten kreise ziehen und die menschlichen beobachter einfach übersehen.  man sitzt in seinem safari-jeep und wird als ungefährliches riesennashorn o.ä. komplett ignoriert.

nach unserer ankunft am internationalen flughafen kilimanjaro wurden wir von einem freundlichen agentur-kontakt abgeholt und schmiedeten umgehend pläne.  schon am folgetag konnten wir mit unserem guide livingstone (hier ein gebräuchlicher vorname:  immerhin ist sein berühmter original-träger damals im heutigen tanzania verschütt gegangen 😉 )  in einem safari-jeep richtung serengeti aufbrechen und besuchten zunächst mal den tarangire-nationalpark, der von tieren  – vor allem elefanten –  nur so wimmelt.  auf dem weg zum natron-see im rift valley nahe der kenianischen grenze besuchten wir eins der vielen in der steppe liegenden massai-dörfer:  ein typischer kraal mit kleinen rundhütten, aus holzstöcken gebaut und mit lehm und kuhdung verkleidet, das dach mit gras gedeckt.  wir wurden in ein solches haus eingeladen und erfuhren viel über die lebensart und geschichte dieses volkes.  die massai halten sich für abkömmlinge ihres gottes oldonyo lengai (der einzige aktive vulkan in tanzania nahe dem natron-see).  dieser gott hatte drei söhne:  einen jäger, einen feld-bauern und einen viehzüchter (massai).  so essen die jäger (z.b. buschleute) nur wild, manche bauernvölker nur feldfrüchte, und die massai nur ihre tiere  –  also ausschließlich rindfleisch und rinderblut, für kinder in milch gemischt, aber ausdrücklich weder wild noch gemüse oder fisch, nicht einmal hühnchen oder eier.  (immerhin scheint diese diät enorm schlank zu halten..)

während der anfahrt durch die steppe zum natron-see werden erst die massai-dörfer seltener, vereinzelt tauchen dafür gazellen auf, dann auch zebras und giraffen.  der götter-vulkan oldonyo lengai mit seinem steilen kegel tront über dem horizont, schließlich ist der natron-see erreicht:  ein alkalischer soda-see, der seine salze wie der vulkan (der einzige soda-speiende vulkan der welt) aus den tiefen des hier zerberstenden afrikanischen kontinents bezieht.  an seinen ufern gründeln millionen von rosafarbenen flamingos nach den kleinen roten salinenkrebsen, die den vögeln ihre typische farbe verleihen.

durch eine schlucht wandern und klettern wir zu einem wasserfall, dessen alkalisches wasser den abflusslosen natronsee speist.  ein junger massaikrieger ist unser führer:  erst vor kurzem hat er mit freunden 3 monate im busch gelebt, ohne sich waschen zu dürfen.  er wurde hier beschnitten und lebte nur von blut, welches er von lebenden rindern abzapfte.  nach 3 monaten durfte er zurück ins dorf, wurde gewaschen und ist nun ein (neuer) mann.  fröhlich erzählt man uns im neben unserer lodge stehenden dorf, dass selbstredend auch die mädchen beschnitten werden  –  da das offiziell streng verboten ist, macht man es freilich heimlich (zugegeben: wir müssen aufpassen, dass uns nicht die gesichtszüge entgleisen  –  aber an unserem wesen werden sie hier auch nicht genesen..).

auf abenteuerlicher piste, die die fähigkeiten unseres allrader-landcruisers voll fordert, und mit atemberaubenden ausblicken bis nach kenia erreichen wir die serengeti.  bei ihr handelt es sich um einen riesigen savannen-nationalpark, der fast die gesamte „migration“ aufnimmt:  millionen von gnus, zebras und verschiedenen antilopenarten wandern im jahr im uhrzeigersinn einmal durch die gesamte serengeti, wobei sie  – nach querung des mara-flusses –  auch die wesentlich kleinere kenianische massai-mara einbeziehen.  sie folgen dabei den regenfällen und den dann grünen und blühenden steppen und savannen;  das ereignis stellt die letzte große säugetiermigration der erde dar (nachdem die bisons nordamerikas ausgerottet wurden).

unsere unterkunft in einem komfortablen zeltcamp in der zentralen serengeti lässt ausflüge in die zurzeit von der migration besuchten bereiche zu, auch wenn wir dafür längere anfahrten durch die wunderschöne landschaft mit ihren unzähligen tierarten in kauf nehmen müssen.  wir haben unsere zeit schon schlechter vertan..

in einem „hippo-pool“ im fluss schnaufen gewaltige flusspferde, drum herum paddeln riesige nilkrokodile und zerlegen einen aufgedunsenen hippo-leichnam. jagende löwen tasten sich wie teilnahmslos an ihre opfer heran, um sie erst im letzten moment zu hetzen.   ein leopard streift durch das gras, giraffen und elefanten rupfen blätter von malerischen schirmakazien. wir fühlen uns wie im film „die letzten paradiese“ von eugen schumacher, oder einer der unsere generation prägenden dokumentationen von bernhard grzimek „ein platz für tiere“, der die deutschen von hatari-großwildjägern zu tierschützenden fotosafaristen umerzog..  🙂

womit ich nicht gerechnet hätte:  abends  – nach einem sundowner gemütlich vor dem zelt sitzend –  brauchen wir nach sonnenuntergang lange unterhosen (!), so kalt wird es nachts in der auf 1.500 metern höhe liegenden serengeti.  nachts hören wir löwen brüllen und hyänen lachen  –  glücklicherweise haben die zelte eingebaute toiletten..

wir nähern uns dem ngorongoro-krater, wie oldonyo lengai zur vulkankette des rift valley gehörig und am rand 2.400 meter hoch.  hier liegt das grab von michael und bernhard grzimek:  1959 stürzte sohn michael (erst 25-jährig) bei dreharbeiten für den film „serengeti darf nicht sterben“ mit der cessna hier ab, sein vater  – der den verlust nie wirklich verkraftete –  setzte die gemeinsame arbeit bis zu seinem tod 1987 allein fort und ließ sich dann ebenfalls hier begraben.  so liegen sie  – wieder vereint –  am ort ihrer auch hier unvergessenen tätigkeit und schauen über den kraterrand in seinen kessel, der ohne ihren einfluss heute möglicherweise farmland wäre..

der kraterboden liegt 500 meter tiefer und ist tischplatt.  die tiere hier brauchen keine wanderung:  es gibt platz und futter genug für alle.  büffel und antilopen ohne ende, eine rotte hyänen zerlegt gerade ein vermutlich zuvor von löwen erlegtes weißbartgnu  –  zwei der struppigen viecher tragen stolz jeweils ein ganzes bein davon, verfolgt von geifernden artgenossen..

in der rhino-lodge sitzen wir in der bibliothek am kamin in den sesseln, in denen schon die grzimeks saßen, und ertragen so leicht die kälte der nacht auf über 2.000 metern höhe am kraterrand (der in wahrheit eine 16 km weite caldera ist).  die rückfahrt nach arusha führt noch einmal durch gelände, in denen der allrader-koloss voll gefordert ist:  die wellblechpisten müssen mit mindestens 70 km/h genommen werden, damit die rappelei nicht so stark gespürt und das auto zerlegt wird.

in arusha ziehen wir in ein kleines günstiges hotel und haben glück:  das internet funktioniert  –  wir können endlich den aufgelaufenen poststau abarbeiten.  und morgen werden wir am (nicht auf) dem kilimanjaro wandern, mit 5.895 metern afrikas höchster berg  –  und weiterhin nach lodges und hotels für etwaige freundeskreisgruppentermine ausschau halten.  denn diese tour ist nicht zu toppen  –  und muss also irgendwann sein.. 🙂 🙂