Nachtrag Äthiopien

liebe leute,

unsere teilnehmer haben sich soeben als gut heimgekommen zurück gemeldet  –  vielen dank dafür (!),  wir vermissen euch jetzt schon (!!)  –
während phet und ich heute einen allgemeinen aufarbeitungstag mit viel schreiberei und agentur-meeting haben.  chichi ist bereits heute früh mit einer neuen gruppe richtung djibuti gestartet und hat sich zuvor noch einmal sehr herzlich für unsere so freundschaftliche begleitung bedankt  –  wir bleiben in verbindung.. 🙂

ein paar abschließende bemerkungen möchte ich hier noch beitragen:

während wir auf der nordtour ein enorm buntes und exotisches, in seiner kultivierten zivilisiertheit aber doch irgendwie vertraut wirkendes bergvolk der amharen und tigray angetroffen haben, stießen wir im süden auf z.t. fast verstörend fremdartige gesellschaftsentwürfe.  was wir freilich erwartet hatten, also nicht etwa erschrocken waren.

die verschiedenen „steinzeitvölker“ des südens leben heute in nationalparks und haben zwangsläufig teile ihres traditonellen lebens eingebüßt, da sie hier weder rituelle stammeskriege führen noch jagen dürfen.  einkommensmäßig dadurch in der zwickmühle, fordern sie nachvollziehbarer weise geld von touristen für fotos  –  wofür sie wiederum bereit sind, mit stolz ihr traditionelles leben vorzuführen (und somit auch zu bewahren).  durch absprachen mit den dorfältesten konnten wir immerhin statt nerviger einzelforderungen pauschalzahlungen vereinbaren und schränkten unserereits die foto-sessions auf wenige minuten kurz vor abfahrt ein, so dass zunächst ein möglichst authentischer kontakt aufgebaut werden konnte.  es bleibt eine gratwanderung, wenn auch eine lohnende (aufgrund der vielen neuen eindrücke und erfahrungen ganz abseits der fotos).

nicht alle traditionen sind für uns nachvollziehbar  –  schon gar nicht die beschneidungen, die bei den einzelnen stämmen ganz unterschiedlich gehandhabt wird:
während auch im christlichen norden die jungen beschnitten sind, werden im süden bei den dassinech ALLE (jungen und mädchen) beschnitten, bei den hamer nur mädchen, und bei den mursi NIEMAND (weder jungen noch mädchen).  geht also auch..

die nomadischen hirtenvölker schlachten ihr vieh nur selten  –  und wenn, dann zu sehr besonderen anlässen (wie hochzeiten oder totenfeiern), nutzen aber die milch auch für butter- und käseherstellung.  hauptnahrungsmittel scheint bei ihnen  – die wenig zugang zu ackerfrüchten haben –  ein milch-blut-gemisch zu sein, wofür sie ihre tiere zwar oberflächlich anritzen, aber offenbar nicht nachhaltig schädigen.  bis heute trägt jeder krieger (auch ohne krieg) seinen speer mit sich (gelegentlich auch eine kalaschnikov), die hamer-männer tragen zudem alle einen kleinen schemel mit sich herum, der im schlaf auch als kopfstütze verwendung findet.  schmucknarben und körperbemalung sind verbreitet (aber im design stammesindividuell), lippenteller tragen nur die mursi-frauen.

dies noch als nachtrag  –
ab donnerstag sind phet und ich in tanzania auf erkundungstour.  mal sehen, was uns dort so über den weg läuft  –  wir werden hier darüber berichten.
bis dahin ganz liebe grüße noch aus äthiopien, dem afrikanischen kernland,
thomas 🙂