Tansania – Serengeti und Sansibar 2021

Liebe Freunde,  

hier könnt Ihr an unserer nunmehr abgeschlossenen Freundeskreisreise virtuell teilnehmen: Wir führen dieses Reisetagebuch als Blog – also die neuesten Beiträge stehen jeweils oben:

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Dar Es Salaam, 5.01.22

Liebe Leute, 

hier ein letzter Gruß aus Tansania  – wir sitzen am Flughafen und warten auf unseren Flug via Nairobi nach Entebbe/Uganda, wo wir am kommenden Sonntag früh unsere erste „Gorilla-Gruppe“ in Empfang nehmen.

Von Kigoma flogen wir mit einem Propellerflugzeug der Air Tanzania (mit schöner Giraffe als Logo) am letzten Sonntag 2.01.22 zurück nach Dar Es Salaam und wickelten dabei innert 3 Stunden die zweitägige Zugfahrt rückwärts ab.  Der Immigration-Beamte in Kigoma witterte seine Chance und erklärte uns, dass er die Macht hätte, uns in Kigoma festzuhalten, bis der Flug weg wäre  –  er uns aber gern helfen würde, ihn zu erreichen. Ich musste schon schmunzeln, wie er wohl seine Schmiergeldforderung an den Mann bringen wollte  –  aber kein Problem: Den Schein, den ich ihm notgedrungen unauffällig zustecken wollte, riss er mir gierig aus der Hand, aber dafür lief dann auch alles wie geschmiert (daher „Schmiergeld“; freilich auch für schmierige Typen ;).. 

Gipsabdruck der original-Fußspuren von vor 3 Mio. Jahren

Am Montag 3.01. konnten wir unseren für die Einreise nach Uganda benötigten PCR-Test machen; danach besuchten wir in Dar das Nationalmuseum, in welchem auch die Fußspuren als Abdruck ausgestellt sind, die man (neben vielen Knochenfragmenten von Vormenschen und Tieren dieser Zeit vor ca. 3 Mio. Jahren, wie z.B. der noch kurzhalsige, aber enorm massige Vorläufer der Giraffe) in der berühmten Olduvai-Schlucht im Rift Valley zwischen Serengeti und NgoroNgoro gefunden hat.  Ich war über die Schuhgröße von locker 53 dieser doch eher kleinen Vormenschen erstaunt  –  aber es waren deutlich menschlich wirkende Spuren, neben auch kleineren einer Frau und eines Kindes, die hier offenbar vor einem Vulkanausbruch flüchtend durch den feuchten Schlamm gelaufen waren, der ihre Spuren dann  – nachdem er von der Vulkanasche bedeckt wurde –  für die Nachwelt konserviert hat. 

Panorama der Vormenschen in der Olduvai-Schlucht, die hier ihre Fusßspuren hinterlassen haben

Gestern fuhren wir mit einer Fähre über die Hafenbucht in die östlichen Ausläufer Dar Es Salaams an die dort sehr schönen Strände und entdeckten dabei ein Resort, in welchem man evtl. günstiger und schöner als in der brütend heißen Stadt in der frischen Meeresbrise unter Palmen am Strand Zeit totschlagen könnte, falls das mal wieder nötig werden sollte.  Die Fährfahrt war „sehr afrikanisch“ i.S.v. heilloses Gedränge (wir stets mit Maske) und überfüllt, und unsere davon gemachten Fotos durften wir nach Ankunft unter Polizeischutz gleich wieder löschen (aber sie blieben im Papierkorb.. 😉 )

Jetzt sitzen wir am Flughafen und freuen uns auf neue Abenteuer in Uganda, der Perle Afrikas, mit unseren neuen Freundeskreisgruppen.

Wir werden darüber von Zeit zu Zeit in einem neuen Blog unter „Gorillas 2022“ berichten  – 
bis dahin sonnig-sommerliche Grüße aus Afrika,

Thomas und Phet

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Kigoma, Sonntag 1.01.22

Liebe Leute, 

zunächst einmal wünschen wir Euch allen ein wunderschönes und gesundes Neues Jahr 2022  – 
auf dass sich Corona endlich mal totlaufen möge..!! 

Entlang des Tanganyika-Sees zur Kasekela-Forschungsstation

Wir konnten zwar um Mitternacht nicht anstoßen, weil die überwiegend muslimischen Mitarbeiter der Forschungsstation Kasekela im Gombe-Nationalpark keinen Alkohol trinken  –  aber Phet und ich haben das auf dem Zimmer mit einer Flasche Bier nachgeholt.  Immerhin war der Jahres-Nullpunkt gerahmt von einem Pavian-Treffen im alten und einem Schimpansen-Treffen im neuen Jahr:  Letztes Jahr  – also gestern –  legten wir früh mit einem ziemlich rotten Holzkahn, der sich Taxiboot nennt, in Kigoma ab und erreichten nach zwei Stunden tuckernder Fahrt entlang des Ostufers des Tanganyika-Sees mit seinem unerwartet kristallklaren Wasser die Kasekela-Forschungsstation, die Jane Godall im Zuge ihrer Schimpansenbeobachtungen aufgebaut hat.  Ihr Haus steht hier auch direkt am Ufer und sieht aus, als wenn sie gerade da wäre  –  tatsächlich konnte sie aber ihre sonst wohl jährlichen Besuche in den letzten zwei Jahren wg. Corona nicht mehr realisieren. 

Jane (heute 86 Jahre alt) hat hier in den frühen 60’er Jahren als junge Studentin begonnen, die hier damals noch am ganzen See vorkommenden Schimpansen zu beobachten und zumindest eine Gruppe zu „habituieren“, also an Menschen zu gewöhnen, so dass man ihr Verhalten studieren kann.  Ein großer Teil des heutigen Nationalparks bestand damals aus gerodetem Grasland  –  heute ist hier wieder ein durchgängiger Urwald anzutreffen, der weit über das Stadium des Sekundärwaldes hinaus wieder vorwiegend Primärwaldattribute aufweist. 

Wir werden schnell gefunden 🙂

In der Station wohnen und arbeiten die jungen tansanischen Forscher des Jane Godall Institute, die hier ganz in „Jennys“ Tradition das Verhalten frei lebender Schimpansen (Chimps) und Paviane (Baboons) studieren.  Die jungen Forscher verdienen sich ein Zubrot, indem sie die gelegentlich eintreffenden Touristen durch den relativ kleinen Nationalpark führen.  Auch wir bekamen ein Zimmerchen im Wohnhaus (Grundsteinlegung 2018 durch Jenny) und wurden von einem jungen Pavian-Forscher geführt, der viel über das Verhalten der Tiere zu erzählen wusste. 

Folgerichtig mussten wir auch nicht lange suchen, sondern wurden schon nach wenigen Minuten Wanderung gefunden: Von einer Horde Paviane, die uns wie junge Hunde umsprangen und eine Weile begleiteten, aber weder so aufdringlich noch so diebisch waren, wie wir es schon erlebt haben – sie wirkten geradezu gut erzogen 🙂 . 
Neben Rotschwanz- und Stummelaffen gibt es hier im Park auch drei Schimpansengruppen, von denen eine „habituiert“, also an Menschen gewöhnt ist. Die galt es zu finden  –  was uns an beiden Tagen gelang.  Beim ersten Treffen machte der Regenwald seinem Namen allerdings alle Ehre und es regnete fast durchgängig, weshalb die Chimps hoch oben in den Bäumen hockten und sich schon ihre Schlafnester bastelten, also keine Chance auf nähere Beobachtung bestand. 

Beim zweiten Treffen heute morgen führte uns unser Führer aber direkt ins Dickicht des Urwaldes  –  und plötzlich kreuzte der erste Schimpanse zwischen uns hindurch, gefolgt von ca. 20 weiteren, die hier mit Kind und Kegel zwischen uns und um uns herum wanderten.  Wir sollten auch direkt auf uns zusteuernden Chimps nicht ausweichen, sondern einfach still stehen bleiben  –  die Affen gingen völlig unbeeindruckt um uns herum, wobei sie uns genau so neugierig-forschende Blicke zuwarfen, wie wir ihnen.  Wohl wegen der schlechten Lichtverhältnisse sind die meisten Aufnahmen leider unscharf geworden  –  aber ein paar Beweisfotos gibt es doch.. 🙂

Dutzende Schimpansen der von Jane Godall habituierten Gruppe umkreisten uns heute 🙂

Erkauft wurden diese Treffen allerdings durch die wohl härtesten Urwaldwanderungen, die ich je gemacht habe  –  und ich habe ja schon viele gemacht, in verschiedenen Teilen der Welt: Hier aber ging es abnorm steil mehrere hundert Höhenmeter aufwärts, dann wieder gefährlich steil abwärts  –  das Ganze auf regennassen rutschigen Lehmpfaden, oder auch direkt querfeldein durchs Gebüsch. 

Gestern Silvester Nachmittag besuchten wir mit unserem Taxiboot auch noch ein pittoreskes Dorf des Ha-Stammes, aus dem unser Führer stammt, der uns das Dorf und seine Familie vorstellte (samt neugeborenem Sohn).  Die Silvesterfeier in der Station fiel dann – wie schon erwähnt – etwas trocken aus, da die muslimischen Mitarbeiter keinen Alkohol trinken  –  einen improvisierten Countdown gab es trotzdem.  Chimps und Baboons war das eh alles egal:  Sie schlafen ab Einbruch der Dunkelheit in sicheren Baumnestern, wo sie sich vor Raubtieren in Sicherheit bringen und von einem Jahreswechsel nichts wissen. 

Nach Schimpansentracking und Lunch ging es heute Nachmittag mit dem Taxiboot die zwei Stunden zurück nach Kigoma, von wo aus wir morgen früh den Flieger nach Dar Es Salaam nehmen werden, um rechtzeitig zum PCR-Test dort zu sein.  Am 5. Januar geht es dann per Flug nach Entebbe, wo wir kurz darauf unsere erste von drei Gorilla-Gruppen in Empfang nehmen. 

Dazu wird es dann jedoch ein eigenes Tagebuch geben  – 
bis dahin hier noch einmal ALLES GUTE und eiserne Gesundheit fürs Neue Jahr

Thomas und Phet

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Kigoma, Donnerstag 30.12.21

Liebe Leute,

heute haben wir einen freien Tag zur Vorbereitung unseres Besuchs im Gombe-Nationalparks bei Jane Godalls Schimpansen  – es ist auch noch erstaunlich viel wegen der bevorstehenden Gorilla-Gruppen in Uganda zu organisieren. 

Livingstone-Museum in Ujiji

Gestern Mittwoch haben wir uns in der Gegend hier genauer umgesehen:
Mit einem Tuktuk fuhren wir nach Ujiji, heute ein südlicher Vorort von Kigoma, aber früher der einzige wesentliche Ort am Tanganyika-See (Kigoma wurde erst unter den Deutschen gegründet).  Hier hatte Dr. David Livingstone  – der im 19. Jahrhundert recht berühmte Afrikaforscher und Erstbefahrer des Sambesi sowie Entdecker der Victoria-Wasserfälle –  auf seinen Forschungsreisen auf der Suche nach den Quellen des Nil mehrfach Station gemacht.  Ähnlich wie wir heute 🙂  war er damals der einzige Weiße in der Gegend, und von daher auch weithin bekannt.  Nachdem er allerdings einen üblen Sklavenraubzug der hiesigen Araber miterlebt hatte, wandte er sich von den Arabern ab und kämpfte den Rest seines Lebens gegen die Sklaverei; und auch wenn er selber einen Erfolg dieser Arbeit nicht mehr erlebte, war sie doch mit ausschlaggebend für den Meinungsumschwung in Europa und für den späteren Erfolg dieses Kampfes.  Allerdings hatte er sich bei seinen Forschungen hier offenbar derart verzettelt, dass er in Europa bereits seit mehreren Jahren als verschollen galt. 

Eine erste Suchexpedition war erfolglos nach England zurück gekehrt  –  man hielt Livingstone für im Busch erschlagen.  Da sandte der amerikanische Zeitungsverleger James G. Bennett seinen „besten Reporter“ Henry Morton Stanley (einen „Relotius-Vorgänger“, der mit teils gut erfundenen, aber für wahr verkauften Abenteuergeschichten quasi ein Karl May Amerikas war) mit unbegrenzten Mitteln in den afrikanischen Busch mit dem Auftrag: „Find Livingstone – dead or alive“.  Stanley machte sich auf den Weg und berichtete darüber  –  so zog er von Sansibar aus ins weitgehend unbekannte ostafrikanische Hinterland und folgte den Gerüchten über den möglichen Weg des berühmten Gesuchten, bis er ihn tatsächlich in Ujiji am Tanganyika-See auffand.  Da dort nur ein Weißer hauste, begrüßte er den bereits von Malaria geschwächten Greis mit den Worten „Dr. Livingstone, I presume?“ („Dr. Livingstone, nehme ich an?“).  Livingstone war allerdings nicht bereit, mit Stanley nach England zurückzukehren, sondern wollte seine Suche nach den Quellen des Nil fortsetzen, wobei Stanley ihn noch eine Weile begleitete, schließlich aber ohne ihn heimkehrte.  Livingstone starb bald darauf jenseits des Tanganyika-Sees an Malaria  –  seine treuen Diener Ssussi und Chumba, zwei von ihm befreite Sklaven, begruben sein Herz wunschgemäß unter einem Baum und brachten den einbalsamierten Leichnam unter unsäglichen Mühen nach Dar Es Salaam, wo er eingeschifft und später in Westminster Abbey beigesetzt wurde. 

An dieser Stelle fand das Treffen von Livingstone und Stanley unter einem alten Mangobaum statt

Diese Geschichte erzählte uns ein alter Führer im Livingstone-Museum an der Stelle, an der das legendäre Treffen 1873 unter einem alten riesigen Mangobaum stattfand.  An der Stelle steht heute ein kleines Denkmal;  den Original-Baum gibt es zwar nicht mehr, dafür jedoch ein ganz ähnliches (jüngeres) Monster-Exemplar gleich daneben.  Aus diesem riesigen Baum ertönte unablässig lautes Vogelgeschrei  –  als wir die Urheber des Lärms ausfindig machen wollten, stellten wir erstaunt fest, dass es sich mitnichten um Vögel, sondern um große und enorm gesprächige Flughunde handelte, die dort oben zu Hunderten hingen und putzmunter waren: Diese riesenhaften Fledertiere mit Spannweiten von bald einem Meter sind eher tagaktive Obstfresser. 

Auch wenn es sicher Grasdächer hatten: So ähnlich haben die Häuser auch zu Livingstones Zeiten hier ausgesehen.

Die Ortsstraße in Ujiji machte teilweise den Eindruck, als seien die Häuser noch aus Livingstones Zeiten.  Das Tuktuk brachte uns nun zurück nach Kigoma, und wir ließen uns am Hafen absetzen, denn dort dümpelt ein anderes geschichtsträchtiges Gerät am Kai:  Die MS Liemba gilt als das älteste noch in Dienst stehende Passagierschiff der Welt und hat eine spannende Geschichte:  1913 wurde das in Hamburg gebaute und wieder zerlegte Schiff in 5.000 Kisten verpackt nach Deutsch-Ostafrika verschifft, um von Dar Es Salaam mit der soeben fertig gestellten Mittellandbahn nach Kigoma transportiert und dort zusammengesetzt zu werden.  Es begann seinen Dienst als Kriegsschiff unter dem Namen „Dampfschiff Goetzen“ auf dem Tanganyika-See, den es als größtes Schiff auf dem See auch während des gesamten Ersten Weltkrieges beherrschte.  Nachdem Krieg und Kolonien für Deutschland verloren waren, wurde das Schiff zunächst im See versenkt  –  aber 1922 von den Briten gehoben und zum Fährdienst auf dem See in Betrieb genommen.  Später wurden die Dampfkessel gegen Dieselmotoren getauscht, und das Schiff tat seinen Dienst bis 2018, wo es „vorübergehend“ in Kigoma festgesetzt wurde, angeblich um grundsaniert zu werden.  Bis heute hat sich dahingehend aber leider nix getan  –  was schade ist, denn das Schiff macht einen grundsoliden Eindruck, auch wenn diese Grundinstandsetzung sicher notwendig wäre, da inzwischen Gras auf den Planken wächst und jede moderne Technik fehlt. 

MS Liemba: Das älteste noch in Dienst stehende Passagierschiff der Welt

Später schlenderten wir entlang der Hauptstraße von Kigoma und durch den arg engen Markt (Maskenalarm), und bemerkten anhand einiger unangenehm hartnäckiger Bettler, dass der Kongo nahe ist und wir nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr allein auf der Straße unterwegs sein wollen.  Den Sonnenuntergang erlebten wir daher in der Rooftopbar unseres Hotels mit tollem Blick über den See und rüber zum Kongo, von wo abends eine Armada von Fischerbooten in den See stach. 

Heute waren wir zwei Mal im Ort, aber es ist für uns hauptsächlich ein Aufarbeitungstag  –  morgen 31.12.21 werden wir früh abgeholt, um mit einem Boot zum Gombe-Nationalpark aufzubrechen: Silvester werden wir daher mit den Schimpansen im Urwald feiern, während wir nächtes Jahr (am Neujahrstag) gegen Abend nach Kigoma zurückkehren wollen, um am Sonntag 2.01.22 den Flieger nach Dar Es Salaam zu nehmen. 

Dazu dann später wieder mehr  – 
bis dahin wünschen wir Euch einen GUTEN RUTSCH ins Neue Jahr 2022
Ganz herzliche Grüße aus dem Grabenbruch,

Thomas und Phet

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Kigoma, Dienstag 28.12.21

Liebe Leute,

zwischen den Jahren melden wir uns mit einem Bericht von unserer abenteuerlichen Zugfahrt auf der alten kaiserlichen Mittellandbahn einmal quer durch die Gebiete des ehemaligen Deutsch-Ostafrika bis in den zentralafrikanischen Grabenbruch:

„Pole pole“ („Langsam, langsam/immer mit der Ruhe“) ist der afrikanische Wahlspruch beim Warten darauf, dass etwas passiert: Warten auf die Abfahrt des Zuges 🙂

Pünktlich um 14:00 Boardingtime waren wir Sonntag 26.12. am Bahnhof für die avisierte Abfahrt um 15:00 Uhr erschienen  –  aber eine Lautsprecherdurchsage verschob die Abfahrt erst mal auf 18:00 Uhr, so dass wir doch noch mal zum nahen Hotel marschierten, um uns in der brütenden Hitze am Hotelpool frischzuhalten.  Um 17:00 sind wir wieder am Bahnhof, und baldige Abfahrt wird signalisiert  –  kurz nach Sonnenuntergang dürfen wir dann den frisch zusammengestellten und noch schnell geputzten Zug besteigen.  Unser Waggon ist außen in frischem Weihnachtsrot gehalten  –  innen sieht es freilich eher nach Kaisers Zeiten aus:  Statt des erwarteten geräumigen klimatisierten Abteils mit Privtbad besteht dieses „Erste Klasse„-Abteil für 2 Personen aus einem abgeranzten winzigen Kämmerchen mit zerschlissenem Doppelstockbett und (immerhin) einem winzigen, aber doch sehr hilfreichen Blechwaschbecken in der Ecke. Klimatisiert wird das Zimmerchen durch das offene Fenster  –  kein Ventilator, keine Steckdosen = kein Handy-Aufladen;  die Abteiltür ist von außen nicht zu verschließen, was ein Alleinlassen des Gepäcks wenig ratsam erscheinen lässt.  Nach wenigen Minuten ist die erste Kakerlake erschlagen, dann kommt eine enorm dicke Schaffnerin zum Ticket prüfen und bringt zwei Pferdedecken und Laken zum Bettmachen, und wischt auf unser Bitten auch einmal das obere völlig verstaubte Bett.  Es ist in dem Loch so heiß, dass ich ernsthaft befürchte einen Hitzschlag zu bekommen  –  endlich legt der Zug gegen 20:00 mit bislang 5 Stunden Verspätung ab, so dass der Fahrtwind etwas Kühlung bringt. Die Abteiltür muss für diesen Luftzug freilich offen bleiben  –  wir machen uns mit den Nachbarn bekannt, einer Familie mit kleinen Kindern, die  – im Gegensatz zum Zugpersonal –  alle leidlich Englisch sprechen (Privatschule).  Die Fenster sind so blind, dass man zum Rausgucken stehen muss, um durch das obere offene Teil zu schauen.  Die Toilette am Waggon-Ende besteht aus wenig mehr als einem Lock im Boden direkt ins Gleisbett.  Dies soll also für die nächsten zwei Tage unser Zuhause sein  –  Afrika pur hat uns eingeholt. 

Ein bunter Lindwurm schwankt durchs Land 🙂

Der Zug hält alle paar Minuten und nimmt neue Fahrgäste auf  –  später wird uns als Abendessen Hühnchen mit Reis gebracht (!), und dann schließen wir die Abteiltür, um beim monotonen Geratter der Räder und dem zugleich seitlich schwankenden und senkrecht wiegenden Wagen in der Affenhitze etwas Schlaf zu bekommen.  Die Schaffnerin schläft zwischen den beiden Waggon-Türen auf dem kahlen Boden vor der Toilette.  Gegen morgen kühlt es glücklicherweise etwas ab, und bei Sonnenaufgang sind wir bereits auf dem afrikanischen Schild in etwa 1.200 m Höhe, so dass es nicht mehr zur befürchteten Tageshitze kommt.  Als Frühstück bekommen wir (zu) stark gesüßten Tee und Reis mit Ei.   

Sonnenaufgang um 6:00 über einem Dorf an der Strecke 🙂

Bis Dodoma  – der (ähnlich wie Brasilia) auf dem Reißbrett entworfenen nominellen Hauptstadt Tansanias –  fährt der Zug recht zügig durch offenes Grasland und Savanne;  in jedem Dörfchen am Wege hält der Zug für einige Minuten.  Dodoma im Zentrum des Landes erreichen wir gegen 10 Uhr vormittags, dort werden zwei Stunden lang die Waggons neu zusammensgestellt für die Weiterfahrt nach Tabora.  Von nun an geht es aber langsamer voran, da der Zug jetzt nicht nur häufig, sondern auch jeweils lange hält.  An den Haltestellen sind wir immer sofort von Heerscharen geschäftstüchtiger Frauen umgeben, die ihre Waren auf dem Kopf balancieren und jede Menge für uns recht undefinierbare Speisen anbieten  –  wir leisten uns einen Bratfisch zum Lunch.  Auch Datteln und Erdnüsse bereichern jetzt unseren Fahr-Speiseplan.

Bis Sonnenuntergang fahren wir teils durch offenes Grasland, teils durch dichten Busch. Immer wieder schauen einzelne Lehmhütten mit Grasdächern zwischen sauberen kleinen Feldern durch die Bäume, und Kinder winken dem vorbeiratternden Zug aufgeregt zu.  Wenn sie Phet und mich (als einzige „Weiße“) sehen, erschrecken sie zunächst jedes Mal, um danach umso begeisterter zu winken.  So zieht ein farbenfrohes Panorama an traditionellem afrikanischem Leben an uns vorüber:  Die Verkäuferinnen tragen ihre Waren, die Passagierinnen ihre Koffer und die Bäuerinnen ihre Hacken jeweils auf dem Kopf, Kinder winken und Männer grüßen  –  zwar wird zunächst meist sehr ernst geguckt, aber auf Zuwinken wird sofort lächelnd reagiert.  Gerade während der längeren Standzeiten kommt man mit Reisenachbarn und vor dem Zug mit Verkäufern ins Gespräch  –  zur Weiterfahrt hupt die Diesellok ganz vorn, dann setzt sich der Zug langsam in Bewegung und die Fahrgäste springen wieder auf  –  in genau dieser Reihenfolge.

Dreht Euch nicht um: Der weiße Mann geht um..!! 🙂

Nach Sonnenuntergang und Abendessen (Reis mit Hühnchen) bittet uns die Schaffnerin plötzlich, unser Fenster zu schließen, da wir ab jetzt bis Tabora durch unsicheres Gebiet kämen, wo „böse Jungs“ den Zug entern und auf dem Dach herumlaufen würden, um über die Fenster einzusteigen und Koffer zu rauben.  Das können wir uns ja nun beim besten Willen nicht vorstellen  –  aber schon wenige Minuten später hängt ein junger Mann draußen an der Waggontür und ruft uns zu, dass wir aufmachen sollen.  Was uns vor dem Hintergrund des soeben ungläubig gehörten dazu bringt, genau dies eben NICHT zu tun –  aber die Schaffnerin kommt geflitzt und lässt ihn rein: Ein aufgesprungener Passagier.  Die Frau hat uns echt verunsichert..  Nachts hämmert dann auch noch jemand vehement gegen unsere verschlossene Abteiltür und fordert lautstark Einlass –  aber auch der ist nur irrtümlich an diese Tür geraten. 

Lokalkolorit 🙂

Gegen Mitternacht erreichen wir Tabora, den einst berüchtigten Knotenpunkt mehrerer Sklavenrouten vom Landesinneren zur Küste, wo die Sklaven dann in Sansibar verkauft wurden.  Auch hier werden wieder die Waggons über mehrere Stunden zu einem neuen Zug zusammengestellt  –  wir müssen uns nicht kümmern, da unser Waggon quasi bis Kigoma durchgepreist ist.  Der nächste Sonnenaufgang erlebt uns wieder unterwegs  –  jetzt geht es hauptsächlich durch dichten grünen Dschungel.  Eigentlich stand ja für 8:00 Uhr früh die Ankunft in Kigoma auf dem Plan  –  aber wir sind zu dieser Zeit kaum über Tabora hinausgekommen, wo man uns 12 weitere Stunden Fahrzeit prognostiziert hat.  Wieder gibt es mehrere ausgedehnte Streckenstopps, aber insgesamt ist die Gegend abwechslungsreich und spannend:  Einige Gebirgsdurchbrüche, entlang eines Flusses, oft durch dichten Dschungel, dann wieder durch lichtere Gegenden mit versteckten winzigen Dörfern am Wegesrand.  In jedem Dorf mit richtigem Namen wird nach wie vor ausgiebig gehalten und Lokalkolorit getankt. 

Uns gefällts – jedenfalls EINmal.. 🙂

Gegen 16:00 ein letzter längerer Halt in Uvinza  –  dann geht es vom Hochland in den zentralafrikanischen Grabenbruch hinab.  In der Ferne blitzt bald der Tanganyika-See auf (zweitgrößter See Afrikas mit 670 km Länge bei 70 km Breite und bis zu 1.400 m tief, Heimstatt seltener endemischer Fischarten), hinter ihm die Berge des nahen Kongo. Endlich erreichen wir um 18:00 kurz vor Sonnenuntergang nach ca. 1.500 km Strecke und nunmehr 10-stündiger Verspätung den Endhaltepunkt der Central Line in Kigoma  –  das kaiserliche Bahnhofsgebäude ist deutlich repräsentativer gestaltet als der (heutige) Barackenbahnhof in Daressalam. 

Ein Tuktuk bringt uns zu unserem vorgebuchten Hotel mit Seeblick, wo wir uns mit einer heißen Dusche erst mal wieder frisch machen und direkt beginnen, unser Fortkommen von hier zu organiseren:  Unser Bedarf an weiteren Zug- oder gar (noch engeren) Busfahrten ist nämlich fürs Erste gestillt, so dass wir kurz entschlossen bei den beiden letzten Plätzen im Flieger nach Dar für kommenden Sonntag 2.01.22 zuschlagen und uns somit genügend Zeit bleiben wird, hier zum Gombe-Nationalpark und später in Dar zum PCR-Test für die Einreise nach Uganda zu kommen.  Morgen werden wir erst mal ins nahe Ujiji  –  den Ort, wo Henry M. Stanley den damals lange verschollenen Dr. David Livingstone aufstöberte. 

Dazu später mehr  – 
bis dahin ganz herzliche Grüße aus Kigoma am Tanganyika-See, mit freiem Blick auf den Kongo gegenüber,

Thomas und Phet

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Dar Es Salam, Samstag 25.12.21

FRÖHLICHE WEIHNACHTEN überall –
ich hoffe, der Weihnachtsmann ist trotz Coronamaßnahmen überall durchgekommen – wir haben jedenfalls soeben unser Weihnachtsgeschenk ergattert: Die Zugtickets nach Kigoma am Tanganyika-See..!!

Unser letzter sansibarischer Sonnenuntergang

Nach einigen vorweihnachtlichen Ruhetagen im sonnigen, aber ganz und gar nicht weihnachtlichen Sansibar sind wir gestern mit der Fähre wieder nach Dar gefahren und haben in einem Hotel eingecheckt mit toller Hotelbar, wo es aber weder Bier noch Cocktails gibt, nur süße Brausen (weil muslimisch streng alkoholfrei geführt), welches dafür aber im Keller ein Casino wie aus einem Hollywoodfilm führt, wo man dann freilich auch sein Bierchen bekommt. Es geht halt nix über Konsequenz..

Heute morgen waren wir dann früh am Bahnhof, um im Gewühl der Weihnachtsreisenden unsere Tickets für die zweitägige Bahnfahrt in den „Wilden Westen“ Tansanias zu erkämpfen: Online wird der Verkauf zwar auch angeboten, klappt aber dennoch nicht. Und da im Zug Frauen und Männer getrennt sitzen, haben wir uns ein 2-Personen-Abteil geleistet, wo wir auch unser Gepäck sicher wegschließen können, wenn wir uns im Zug mal die Beine vertreten oder zum Speisewagen wandern. Wir sind schon sehr gespannt auf das tansanische Panoptikum, welches sich uns bieten wird: Einmal quer durch die Geschichte der Stämme, mit Halt in Tabora, dem früher berüchtigten Sklavenumschlagplatz.

Am heutigen Weihnachtstag genießen wir hier noch den großzügigen Hotel-Pool, bevor es ab morgen dann etwas rustikaler zugeht: Wir melden uns, sobald wir durch sind.

Bis dahin weihnachtliche Grüße an alle,
Thomas und Phet

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Stonetown – Zanzibar, Mittwoch 22.12.21

Liebe Leute,

Unsere Gruppe ist nun wieder zuhause und muss erst mal den Schatz an Fotos archivieren, den wir hier gehoben haben  –  aber auch Phet und ich warten nicht mehr einfach auf den nächsten Programmpunkt, sondern müssen nun alles, was ansteht, selber organisieren: 

Die Fast Ferry schafft die Strecke Sansibar – Daressalam in 1,5h

So fuhren wir Samstag früh mit der Fähre nach Dar Es Salam, um am Bahnhof nachzuschauen, wann wohl unser Zug in den Wilden Westen Tansanias an den Tanganyika-See und zum Gombe-Nationalpark (Jane Godalls Schimpansenkönigreich) fährt.  Diese Zugfahrt dauert zwei Tage, so dass man dafür schon gern ein Liegewagenabteil hätte.  Nicht dass es für so etwas einfach eine Internetseite gäbe  –  buchen kann man zwar online, aber nur am Reisetag selber.  Mit der logischen Konsequenz, dass die Seite zusammenbricht und man doch besser am Bahnhof steht. 

Unser Zug wäre am Samstag früh zu buchen gewesen  –  da waren wir aber auf der Fähre.  Und er fährt  – statt täglich, wie beworben –  leider nur wöchentlich.  Als wir erkannten, dass wir eine ganze Woche im Moloch Dar hätte warten müssen (über Weihnachten..!!), beschlossen wir spontan, doch lieber nach Sansibar zurückzukehren.  Auf den beiden recht gedrängten Fährfahrten trugen wir nun aber doch Maske  –  auch wenn ich Omikron sicher lieber JETZT bekäme als in zwei Wochen. 

So sind wir nun wieder in Stonetown  –  nicht so schön wie am Strand (wo jetzt über Weihnachten leider alles ausgebucht ist), aber doch um Längen schöner als im wirklich potthässlichen, heißen und jeden Charme vermissen lassenden Moloch Dar Es Salam.

In diesen Tagen mussten wir jetzt auch das Visum für unsere Einreise nach Uganda Anfang Januar beantragen.  Natürlich online  –  was, oh Wunder, hier erst mal so gar nicht klappte.  T.i.A. („This is Africa“) wurde uns zur Entschuldigung immer wieder gesagt.  Inzwischen habe ich mir  – für besseren Empfang –  eigens noch eine sansibarische SIM-card besorgt und konnte damit die vielen Fehlversuche auf der ugandischen Immigration-Website löschen lassen, woraufhin die Visa-Beantragung nun problemlos durchging.

Wenn es dann auch noch am kommenden Wochenende mit der Bahnfahrt klappt, sind wir zwischen den Jahren in Zug und Urwald ohne Internet unterwegs. Wir wünschen Euch daher schon mal eine schöne (nicht allzu hektische) Weihnachtswoche und eine ruhige Zeit zwischen den Jahren  –  und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2022, in welchem wir uns ja vielleicht sogar mal wiedersehen.  So Corona will..

Ganz liebe Grüße aus dem gar nicht weihnachtlichen (aber jetzt von Weihnachtsgästen überquellenden) Sansibar,

Thomas und Phet 

P.S.: Wir haben noch ein paar Bilder bei Serengeti und Sansibar angehängt 🙂

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Nungwi Beach – Sansibar, Donnerstag 16.12.21

Liebe Leute,

wir genießen den letzten Tag am sonnigen Strand in den warmen Fluten des Indischen Ozeans so ganz ohne Coronadiskussion – nachdem wir in den letzten Tagen hier teils glücklich die Seele haben baumeln lassen, teils mit Strandwanderungen (mit Besuch der Meeresschildkröten) und Boots/Schnorchelausflügen bis zu den winzigen Nachbarinselchen verbracht haben. Aber jeder noch so schöne Urlaub neigt sich irgendwann dem Ende zu – und so werden wir nach unserem letzten farewell-Dinner bald aufbrechen, um den Heimflieger zu erreichen.

Genauer: Die Gruppe wird aufbrechen, während Phet und ich erst mal noch hier bleiben, um Weihnachten und Neujahr irgendwo in Afrika zu erleben und dann im Januar die erste „Gorilla“-Gruppe in Uganda zu empfangen (wer mag, darf uns also hier weiterhin virtuell begleiten..)

Die Gruppe verabschiedet sich daher nun mit einem Riesensack voll neuer unvergesslicher Erfahrungen – und mit ein paar stimmungsvollen Bildern von unserem coronafreien Urlaub an fremden, wunderschönen Gestaden.. 🙂

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Sansibar, Sonntag 12.12.21

Liebe Leute,

„Baumlöwen“ im Tarangire Nationalpark

nun sind wir an den weißen Stränden von Sansibar eingetroffen und verbringen hier tatsächlich sowas wie einige Tage Urlaub.  Doch der Reihe nach: 

Von Karatu aus hatten wir die nomadischen Buschleute im großen Grabenbruch besucht, die dort noch ganz ähnlich leben wie ihre Vorfahren an gleicher Stelle vor 10.000 Jahren. Danach erkundeten wir den Tarangire-Nationalpark, Tansanias jüngstes Schutzgebiet, wo die Wildtiere der Savanne rund um den Kilimanjaro ein Rückzugsgebiet vor der fortschreitenden Zersiedelung durch zunehmenden Bevölkerungsdruck erhalten haben.  Wobei der Park keinen Zaun hat und die Tiere auch in genutztes Gebiet wandern können, sich aber zunehmend im Schutzgebiet aufhalten, einfach weil sie merken, dass sie hier unbehelligt bleiben.  Große Elefanten– und Büffel-Verbände und eine Vielzahl anderer Tiere wie Antilopen und Warzenschweine durchziehen die vom Tarangire-Fluss durchzogene Baumsavanne, in der der riesige, geradezu magisch-mystische Baobab die deutlich dominierende Art zu sein scheint.  Wir übernachteten im edlen Zeltlager der Simba-Lodge (wo ich mit dem Eintritt ins rentenfähige Alter bereits meinen zweiten Geburtstag an diesem schönen Ort feierte), die abends gern auch von Elefanten besucht wird, um dort ungeniert aus dem Pool zu saufen. 

In den schmalen Gassen der Altstadt von Stonetown, der Hauptstadt Sansibars.

In Arusha, dem Safari-Ausstattungsort mit der größten Kunstgalerie Afrikas  – wo einen die Vielzahl an geschnitzten, gemalten oder sonstwie erstellten Kunstwerke schier erschlägt –  vollendete sich der Kreis unserer Rundfahrt, und wir feierten den erfolgreichen Abschluss unserer in jeder Beziehung gelungenen Wildtierbeobachtungssafari mit einem zünftigen Abschiedsessen (wg. Stromausfalls bei romantischem Kerzenschein) in einem einheimischen Gartenlokal. Am Folgetag (Freitag) flogen wir dann mit einer Turboprop-Maschine vom kleinen Flugfeld in Arusha nach Sansibar, der früheren Sklaven- und heutigen Gewürzinsel im Indischen Ozean, wo wir nach den zwar spannenden und wunderschönen, aber halt auch fordernden Tagen in der Wildnis noch ein paar Erholungstage am weißen Strand und azurblauen Meer verbringen wollen.  Ein Tag in der Hauptstadt Stonetown  – früher die einzige Stadt auf der Insel mit Steinhäusern und Geburtsort des unvergessenen Queen-Sängers Freddy Mercury –  stimmte uns auf den Aufenthalt ein:  Jahrhunderte lang Zentrum des arabisch dominierten ostafrikanischen Elfenbein- und Sklavenhandels, welcher eine arabische Oberschicht unermesslich reich machte, entledigte sich die schwarze Mehrheitsbevölkerung nach der Unabhängigkeit von England 1964 in einer blutigen Revolution ihrer Peiniger und schloss sich sofort mit dem ebenfalls kurz zuvor unabhängig gewordenen Tanganyika zum neuen Einheitsstaat Tansania zusammen, um so einer arabischen Rückeroberung zuvorzukommen.

Wir besuchten den ehemaligen Sklavenmarkt und den heutigen trubeligen und teils nach exotischen Gewürzen duftenden Basar, schlenderten durch die engen verwinkelten Gassen der Altstadt und kosteten beim Abendessen fremdartig gewürzte Speisen.  Unser Hotel war eins dieser verschachtelten altehrwürdigen Herrenhäuser, in dessen Patio ein gefliester Pool zur Erfrischung einlud.

Ein paar ruhige Erholungstage am Strand 🙂

Heute Sonntag verließen wir Stonetown und fuhren im spontan organisierten Gruppenbus entlang der ganzen flachen grünen Insel zur äußersten Nordspitze an die Nungwi-Beach, wo wir in einem hübschen Grasdach-Bungalowhotel im tropischen Garten (mit einigen niedlichen Dik-Diks) zwischen Meer und Pool eincheckten und es uns nach einem ersten kurzen Erkundungsrundgang im auf Stelzen über Strand und Meer thronenden Restaurant gut gehen ließen. 

Die nächsten Tage werden wir hier weitgehend programmfrei ganz nach Gusto bei 30 Grad mit Strandwanderungen, Baden und Schnorcheln verbringen und die goldenen Sonnenuntergänge vor der Kulisse kreuzender Dhaus (die typischen hiesigen Segelboote) genießen, bevor es am kommenden Wochenende zurück ins coronadiskussiongeplagte Deutschland geht.  Dazu werden wir uns dann noch einmal melden  – 
bis dahin sonnige Grüße aus dem Paradies,

Thomas (für die „Tansanier“ 🙂  

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Karatu, Dienstag 7.12.21

Liebe Leute, 

nun haben wir den zentralen Teil unserer Serengeti-Expedition schon hinter uns gebracht:

Auf mehreren „Game-Drives“ (Pirschfahrten) konnten wir in den letzten Tagen eine kaum vorstellbare Zahl an Wildtieren erst in der Serengeti und später im Ngorongoro-Krater beobachten und erholen uns zurzeit am Pool einer feinen Bungalow-Lodge in Karatu, einem Örtchen knapp unterhalb des Kraters Richtung Ostafrikanischer Grabenbruch. 

Eine Elefantenfamilie kreuzt unseren Weg in der teils tischflachen, teils hügeligen Serengeti

In der Serengeti ging es vor allem ums Beobachten der „großen Migration„:  Eine rund ums Jahr andauernde Wanderung riesiger Gnu– und Zebraherden, die stets dem Regen und damit den grünen Weidegründen folgend Schritt für Schritt das ganze Gebiet durchziehen. Ihnen folgen verschiedene Raubtiere wie Löwen, Geparden und Hyänen, während die Herden schwerer schwarzer Kapbüffel und Gruppen von Giraffen und Elefanten sowie verschiedene Antilopen– und Gazellenarten, aber auch Jaguare und Nilpferde orstfeste „Residenten“ sind.  Unsere Lodge im Zentrum der Serengeti bestand aus stabilen Safarizelten mit Dusche und WC; das Essen war überraschend gut und immer frisch zubereitet.  Ein unfassbar klarer Sternenhimmel rundete das Bild ab. 

Grabmal von Michael und Prof. Dr. Bernhard Grzimek – auf dem Rand des Ngorongoro-Kraters (mit Blick in den Krater – s. Hintergrund)

Auf dem Weg zum berühmten Ngorongorokrater  – einem zur Vulkankette entlang des Ostafrikanischen Grabenbruchs gehörenden 500 m tiefen Krater mit 23 km Durchmesser, der in seinem flachen Inneren eine Vielzahl von „Residenten“ beherbergt, die hier so ideale Bedingungen antreffen, dass sie nicht an der Migration teilnehmen müssen –  kreuzten wir die berühmte Olduvai-Schlucht, in der neben vielen fossilen Tierarten auch die ersten Vormenschenknochen gefunden wurden, weshalb Ostafrika heute als Wiege der Menschheit gilt.  In einem Massai-Dorf lernten wir die fast beklemmenden Lebensumstände dieses noch weitgehend traditionell lebenden Nomadenvolks kennen, welches seinen eigenen Kuh-, Schaf- und Ziegenherden folgt und in dem Schutzgebiet des Ngorongoro (nicht der Serengeti) leben darf, da sie aus religiösen Gründen niemals wilde Tiere jagen. Am Kraterrand übernachteten wir in der Lodge, in der sich schon die Grzimeks (Vater Bernhard und Sohn Michael) während der Dreharbeiten zum preisgekrönten Film „Serengeti darf nicht sterben“ auf über 2.200 m Höhe abends am Kaminfeuer gewärmt hatten. 

Hadzabe-Buschmänner im vollen Ornat zeigen ihre Schießkünste mit Pfeil und Bogen.

Gestern verließen wir die Nationalparks jenseits des Grabenbruchs und nahmen Quartier in einer von tropischen Gärten gerahmten Bungalow-Lodge mit Pool.  Heute unternahmen wir einen Ausflug zum Eyasi-See im Grabenbruch, wo verschiedene sehr traditionell lebende Stämme mitten im Busch leben:  Das in Lehmhütten lebende Hirtenvolk der Datoga ist für seine Schmiedekunst bekannt  –  sie schmelzen jedes Altmetall zu neuen Gebrauchsgegenständen oder massivem Schmuck um, während die Hadzabe ein uraltes Buschmannvolk von Jägern und Sammlern ist, welches diese Gegend schon vor 10.000 Jahren bewohnte und für die Klicklaute seiner seltsamen Sprache bekannt ist.  Sie zeigten uns, mit welchen speziellen Pfeilen sie Vögel, Klein- und Großwild jagen, denn sie sind das einzige Volk in Tansania, welches das Privileg besitzt, ohne spezielle Jagderlaubnis jagen zu dürfen.  Gerade letzte Nacht hatten sie Jagdglück und ein großes Eland (Elen-Antilope) erlegt, von welchem wir jetzt auch kosten durften. 

Zurzeit erholt sich unsere Gruppe im Garten am Pool, während ich die freie Zeit nutze, einige ePost abzuarbeiten und diesen Bericht zu schreiben.  Morgen werden wir zum Tarangire-Nationalpark fortsetzen, bevor wir am Donnerstag in Arusha die Safari beenden und am Freitag nach Sansibar fliegen, wo wir nach den abenteuerlichen Tagen in der Wildnis nunmehr vor allem an weißen Puderzuckerstränden relaxen wollen. 

Von dort dann wieder mehr  – 
bis dahin ganz herzliche Grüße aus dem Land von Simba und Hatari,

Thomas (für  „die Tansanier“ 🙂

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Serengeti, Freitag 3.12.21

Liebe Leute,

Am weit abgelegenen Natronsee

nach zwei Tagen Massai-Steppe im einsamen Norden Tansanias am Natronsee, wo wir tausende von Flamingos im seichten Wasser gründeln sahen und uns von echten Massai-Kriegern auch in eine wasserführende Schlucht (ganz ähnlich der Schlucht der Todesängste in der Caldera von La Palma) zu einem beeindruckenden Wasserfall mit erfrischender Bademöglichkeit hatten führen lassen, erreichten wir nach einer langen Tagesfahrt mit vielen Wildsichtungen (Zebras, Giraffen und verschiedene Antilopenarten) gestern das Zentrum der Serengeti, wo wir in einem geradezu luxuriösen Zeltcamp mitten unter den umherstreifenden Wildtieren unterkamen.  Tolles Essen, tolle Ausblicke  –  und heute unternahmen wir einen ersten „Gamedrive“ (Pirschfahrt) in der Savanne, wo wir neben Kapbüffeln und Elefanten auch einige Rudel ziemlich satter Löwen beobachten konnten  –  kein Wunder bei dem reich gedeckten Tisch, den die Raubtiere hier vorfinden.  Auch Hyänen und ein Leopard gehörten zu unseren ersten Begegnungen, so dass wir total begeistert zum Lunch im Camp wieder eintrafen, wo wir gerade eine kleine Mittagspause machen, bevor es nachmittags noch mal raus geht. 

Hier als Beispiel einer von dutzenden Löwen, die wir (neben vielen anderen Tieren) am ersten Tag in der Serengeti beobachten konnten.

Das Wetter ist bislang grad so, wie ich es mir ausgerechnet hatte (ohne hoffen zu dürfen, dass es in Zeiten des Klimawandels auch wirklich so klappt):  Die kleineren Regen der gerade zu Ende gegangenen Regenzeit haben das Land zwar in Teilen ergrünen, aber nicht absaufen lassen (wie es uns vor zwei Jahren bei unserer Testreise mit Töchtern passiert war).  Die in letzter Zeit von Besuchern weitgehend verschonten Tiere zeigen sich unerschrocken und zahlreich, und wir sind froh, etwas dazu beitragen zu können, dass Ranger (und Regierung) mit einigen Touristen Geld verdienen können und so nicht etwa selber zum Wildern gezwungen sind, wie es bei weiterer Coronaflaute leicht passieren könnte. 

Morgen werden wir einen Ganztagstrip in entferntere Teile der Serengeti unternehmen, bevor wir übermorgen dieses „weite Land“ (was „Serengeti“ in Massai bedeutet) Richtung Ngorongorokrater verlassen.  Wann wir hier wieder etwas einstellen können, wird sich zeigen  –  die Zeit und auch die Internetkapazitäten sind dafür äußerst knapp bemessen. 

Alles Gute derweil aus einer zur coronafreien Zone erklärten Weltgegend (hier sind alle Geimpft oder Genesen  –  in den Nationalparks eher geimpft, außerhalb eher genesen),

Eure „Tansanier“

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Moshi, Montag 29.11.21

Liebe Freunde,

nachdem wir gestern nachmittag nach Pool-Pause noch einen Stadtbummel und Marktbesuch in Moshi unternommen und dabei einige wesentliche Besorgungen machen konnten, näherten wir uns heute dem teils wolkenfrei beobachtbaren Kilimajaro auf der Marangu-Route bis zum Eingang des Nationalparks, wo wir freilich einstimmig beschlossen, statt auf den Uhuru-Peak (Kili-Gipfel) doch lieber nur an den urwaldbewachsenen Hängen des Massivs zu wandern. Wir besuchten die Kaffeebauernfarm einer Chagga-Familie (das Volk, dass seit Urzeiten hier in den Wäldern lebt), die uns neben der Kaffeeproduktion auf ihren Dschungelpflanzungen (einschl. Verkostung, versteht sich) auch ein altes Höhlensystem zeigten, in welchem sich die Chagga früher vor gelegentlich einfallenden Massai-Angriffen in Sicherheit brachten.

Wasserfall in den dichten Dschungeln der Kili-Hänge


Später wanderten wir durch den prächtigen dichten Dschungel zu einem wunderschönen Wasserfall, wo wir am klaren Flüsschen eine erfrischend kühle Pause einlegen konnten, bevor es später nach Moshi zurück ging. Gerade haben wir das wirklich leckere Abendessen hinter uns gebracht und ein paar Absacker verdrückt, da es morgen früh zu unserem ersten Safari-Tag in die Wildnis der nördlichen Massai-Savanne zum fernen Lake Natron geht. Dort rechen wir nicht mit Internet, so dass es etwas dauern könnte, bis hier wieder Berichte erscheinen.

Bis dahin grüßen wir Euch alle schon total begeistert aus „Afrika vom Feinsten“ –
die „Tansaniagruppe

Kilimanjaro, Sonntag 28.11.21

Das Wichtigste zuerst: Wir sind soeben gut im Hotel in Moshi eingetroffen – pünktlich heute früh gegen 7:20 mit allem Gepäck gelandet. Der Flug war sehr ruhig mit Umsteigepause im futuristischen Doha Airport – aber auch die eingesetzten Maschinen sind modern mit farbigem Dämmerlicht, großem Filmangebot, freundlichem Service und erstaunlich gutem (!) Essen.

Entgegen den Erwartungen wurde beim Eintreffen in Tansania kein weiterer PCR- oder auch nur Schnelltest durchgeführt – hier geht man davon aus, dass die Einheimischen eh alle Genesen sind, da das Virus in der Enge des Zusammenlebens schnell ist und bei einem Altersdurchschnitt von 18 Jahren beim Durchmarsch nicht allzuviel Schaden anrichtet. Und die Älteren haben zumindest kaum Zivilisationskrankheiten, sterben aber eh – da wird nicht mal geprüft ob mit oder an Corona, mangels Kapazitäten.

Kilimajaro – Mount Kibo: Den höchsten Berg Afrikas sieht man nicht alle Tage so klar 🙂

Wir wurden von unseren beiden Guides Huruma und John (Phet und mir schon bekannt von Ausarbeitung und Testreise mit Töchtern vor Corona) mit zwei Landrovern abgeholt und zum Hotel in Moshi gebracht, mit gelegentlichem Blick auf den zurzeit tief verschneiten Kilimajaro (höchster Berg Afrikas und höchster freistehender Berg der Welt), und entspannen jetzt erst mal einige Zeit bei 25 Grad am hübchen Pool, bevor wir nachmittags das Städtchen erkunden wollen. Morgen machen wir eine kleine Wanderung an den Flanken des Kili, bevor es übermorgen in die nördliche Massai-Savanne geht.

Dazu dann später mehr –
bis dahin ganz herzliche Grüße von einer tiefenentspannten (weil nach der Nacht im Flieger noch müden) Gruppe, die sich auf die vor uns liegenden Abenteuer fern von Covid-Querelen freut.

Berlin, Freitag 26.11.21

ab Samstag 27.11.21 werden wir – Corona zum Trotz – nach zweijähriger Zwangspause einmal versuchen, unsere Nase über den Tellerrand zu schieben und unsere gut vorbereitete Freundeskreisreise nach Tansania in die Serengeti und nach Sansibar zu realisieren. Neun mutige geimpfte aber coronamüde Freunde wollen mit uns das Abenteuer wagen und sitzen zurzeit auf gepackten Koffern, da wir uns in wenigen Stunden am Flughafen treffen werden.
Wie es uns auf dieser Reise in eine veränderte Welt und während der Meldungen über eine neue Variante ergeht, könnt Ihr hier verfolgen – wir freuen uns über virtuelle Begleitung.
Bis dahin mit bestem Gruß –
Thomas und Phet 🙂