Uganda – Gorillas und Schimpansen 2023

Update Dienstag früh: Alle gut in Frankfurt und Berlin gelandet – kommt gut heim!! 🙂

Montag, 23.01.23

Liebe Leute,

nach dem Passieren des Äquators Richtung Norden und zwei abschließenden ruhigen Tagen in Entebbe direkt am Ufer des Victoriasees ist es vollbracht: 
Wieder geht eine spannende und wunderschöne Reise zu Ende – und eine wahrlich tolle Gruppe, die mit großer Begeisterung stets fröhlich und solidarisch tatkräftig zum Erfolg dieses anspruchsvollen und vielfältigen Programms beigetragen hat, befindet sich auf dem Heimflug durch die Nacht, um morgen Dienstag mit einem riesigen neuen Erfahrungsschatz zuhause einzutreffen.  Phet und ich danken (!) Euch für Eure immer freundschaftliche Mitarbeit, ohne die das beste Programm nicht funktionieren könnte, und hoffen sehr, Euch alle bei ähnlich glücklichen Gelegenheiten möglichst bald wiederzusehen!! 🙂

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Phet und ich werden nun noch einige Tage in Uganda bleiben und mit der Agentur, die diese Safari in die Savannen und Urwälder Ostafrikas so erfolgreich ganz nach unseren Vorstellungen realisiert hat, diese und etwaige weitere Abenteuer besprechen, sowie natürlich die Abrechnungen machen. 

Am nächsten Wochenende werden wir  – so ist es jedenfalls geplant –  nach Thailand fliegen, um dort Phets Familie zu besuchen und die für Phets Aufenthaltsberechtigung (in Deutschland) nötigen Deutschkurse im Goetheinstitut zu absolvieren (was in Bangkok schlicht bezahlbarer ist als in Berlin).  

Im April werden wir dann nach Indonesien und Ost-Timor aufbrechen, um in Borneo und Flores/Komodo ein neues Programm zu Orang-Utans und Komodo-Waranen, möglicherweise mit einer Bali-Strandverlängerung, auszukundschaften, und in Timor Leste der totalen Sonnenfinsternis am 20.04.23 beizuwohnen.  Spätestens im Mai werden wir dann in Berlin eintreffen und später den Sommer zuhause auf La Palma verbringen. Soweit der Plan – mal sehen, was tatsächlich wird.. 😉   

Hier im Reisetagebuch werden wir uns aus Thailand nur manchmal, während der Erkundungstour aber sicher wieder regelmäßig melden – wer mag, kann uns also wieder virtuell begleiten auf unserer Expedition in die Urwälder Borneos, wo wir vor allem eine spannende Bootsfahrt auf Urwaldflüssen zu Ureinwohnern und „Waldmenschen“ = Orang Utans planen.   

Bis dahin wünschen wir Euch allen  – Reisenden wie Mitlesern –  dass Ihr gut über den Winter kommt:
Alles Gute und eiserne Gesundheit – und auf ein Wiedersehen an fremden Gestaden,
Thomas und Phet

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Freitag, 20.01.23

Liebe Leute,

das Ende unserer Afrika-Safari nähert sich rasant – heute unternahmen wir eine mehrstündige Wanderung in der wildreichen Savanne rund um den Lake Mburo.  Doch der Reihe nach:

Am Mittwoch morgen verließen wir den „undurchdringlichen Dschungel“ des Bwindi Impenetrable Forest, der Heimstatt einiger der letzten Wald-Gorillas, und fuhren  – besser: eierten und rutschten –  auf teils schlammigen und beängstigend steilen, von der späten Regenzeit übel ausgefurchten Lehmpisten aus dem um 2.000 m hohen Hochland hinunter zum Lake Mutanda, einem wunderschön in die grüne Bergszenerie eingebetteten See mit einigen bewaldeten Inseln darin.

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Da die Straße wirklich abenteuerlich „afrikanisch“ war, stiegen wir aus und wanderten die nunmehr (zu Fuß) malerische Straße zwischen Schluchten, Wäldern und steil in die Hänge gebastelten Feldern entlang.  Tolle Fernsichten auf den See und einige Kinder, die schüchtern aus den Lehmwand-mit-Grasdach-Häusern der winzigen Weiler schauten, begleiteten uns.  In einer kleinen, an einem Hang über dem See thronenden Lodge machten wir eine Kaffeepause und trafen unsere Fahrzeuge später im Tal an einem Flüsschen wieder, mit denen wir dann die letzte Wegstrecke bis Kisoro machten.

Kisoro liegt in einem ugandischen Zipfel im Dreiländereck der Grenzen zu Ruanda und Kongo und markiert sowohl unseren östlichsten wie südlichsten Punkt der Reise. Hier stiegen wir im Traveller‘s Rest ab, dem ältesten (und früher einzigen) Hotel am Ort mit spannender Vergangenheit: Der Deutsche Walter Baumgärtel führte dieses Hotel in den 50’er und 60’er Jahren des vorigen Jahrhunderts und machte es zu einer Art inoffiziellem Anlaufpunkt für Gorillaforscher aus aller Welt.  Bekannte Namen wir Georg Schaller („Ein Jahr unter Gorillas“) und Dian Fossey („Gorillas im Nebel“) gehörten zu seinen Gästen; von hier aus wurden die ersten Forschungstrekks in die Nebelwälder zu den Gorillas zusammengestellt, und Dian Fossey kam monatlich einmal aus den Bergen herab, um sich hier ein wenig frischzumachen und Proviant für ihren weiteren Aufenthalt bei den Gorillas zu besorgen.

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Wir bummelten durch den Ort und über den Markt, tranken im Coffee Pot einen der guten Kaffees dieser Gegend und bestaunten hunderte von Flughunden, die in den Bäumen des Hotelgartens hingen und abends flatternd zu ihrer nächtlichen Futtersuche aufbrachen, während wir nach dem Dinner am gemütlichen Kaminfeuer all das Erlebte besprachen.

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Gestern Donnerstag verließen wir den gebirgigen Südwesten des Landes und fuhren über Mbarara (die zweitgrößte Stadt des Landes nach Kampala) Richtung Victoriasee zum Lake Mburo Nationalpark, wo wir im auf einem Hügel gelegenen Eagles Nest mit fantastischem Blick über Savanne und See wieder stabile Safari-Zelte bezogen.  Abends unternahmen wir noch eine Pirschfahrt im Park bis zum rotglühenden (typisch afrikanischen) Sonnenuntergang, wo diesmal neben den allgegenwärtigen Warzenschweinen („Pumbas“) sowie Kap-Büffeln nunmehr auch Zebras und Impalas direkt neben den Fahrzeugen grasten. Dass sie sich nicht im Mindesten durch unsere Anwesenheit stören ließen gibt uns die Gewissheit, dass wir für sie quasi zum Naturschauspiel dazugehören, ohne als Fremdkörper zu wirken.

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Da es in diesem Park keine Löwen und Elefanten gibt, konnten wir heute Freitag früh ab Sonnenaufgang eine Wanderung zu Fuß im noch feuchten Gras der grünen Savanne unternehmen, wo wir jede Menge Impalas, Zebras und vor allem Giraffen ohne Ende aus unmittelbarer Nähe sahen und uns quasi gegenseitig äußerst interessiert beobachteten.  Einigen Büffeln wichen wir freilich weiträumig aus, da sie als unberechenbar und angriffslustig gelten.

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Dann wartete noch eine Bootsfahrt auf dem See auf uns, wo wir abschließend noch einmal Flusspferde, Nilkrokodile, jede Menge Fischadler und all die sonstigen üblichen Verdächtigen beobachten konnten.

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Inzwischen verbringen wir einen freien Nachmittag im Adlernest mit dem tollen Blick über die afrikanische Urlandschaft und erwarten bei Sonnenuntergang das letzte Abendessen dieser Safari. 

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Denn morgen Samstag geht es  – mit kurzer Unterbrechung bei der erneuten Querung des Äquators Richtung Nordhalbkugel –  zurück nach Entebbe, wo wir dann zwei abschließende ruhige Tage am Ufer des Victoriasees verbringen wollen, bevor die Gruppe nach Deutschland zurück fliegt.  Wir werden uns dann hier noch einmal melden  –

bis dahin ganz liebe Grüße von einer vom Erlebten rundum begeisterten und zufriedenen Gruppe,
Thomas

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Dienstag, 17.01.23

Liebe Leute,

wir haben sie gesehen, die Gorillas – doch der Reihe na..  ach was:  
Wir waren ihnen ganz nah, sogar viel zu nah (aber das lag nicht an uns, sondern an den Gorillas..) 😉

Zunächst einmal: Die Gruppe hat sie gesehen – nicht ich (Thomas), weil Phet und ich diesmal keine (sehr teuren) Permits gekauft hatten.  Aber die Gruppe kam hellauf begeistert von der Urwaldwanderung zurück und berichtete: 

Blick von unserer Berglodge in den morgendlichen Nebelwald

Morgens waren wir noch alle zusammen von unserer Berglodge zum Besucherzentrum am Rande des Bwindi Impenetrable gefahren, wo die Gruppe zunächst gebrieft wurde für die erwartete „Begegnung der dritten Art“. Dazu gehört, dass man mit einem mehrstündigen Urwaldmarsch rechnen und im Fall der Sichtung einen Mindestabstand von 7m zu den Tieren einhalten muss – wobei sich Letzteres in der Praxis manchmal als schwierig bis undurchführbar erweist, wenn einem die Tiere von sich aus zu Nahe kommen. 

Briefing

Und so geschah es:  Nach einem gar nicht langen Urwaldmarsch (nur ca. 30 Minuten) schauten plötzlich die Augen eines Gorillas aus einem Dickicht neben dem Dschungelpfad – die gesuchte (und von Rangern getrackte) Gorillafamilie saß nur wenige Meter oberhalb eines Hangs beim Frühstück frischer grüner Blätter.  Die Guides öffneten einen Pfad steil aufwärts in Richtung zur Familie – diese aber setzte sich  – kaum das unsere Gruppe sich hinaufgearbeitet hatte –  abwärts in Bewegung, wobei sie der Gruppe (die hier nicht ausweichen konnte) sehr nahe kam, um den Pfad zu kreuzen und unterhalb einen Baum zu besteigen, auf dem sie ihr Frühstück fortsetzte: Nun freilich quasi auf Augenhöhe mit unserer Gruppe auf dem Pfad.  Während der Aktion war einer unserer Teilnehmer aus- und einige Meter hangabwärts gerutscht, wobei er dem dominanten Silberrücken unversehens so nahe kam, dass dieser mit einer kurzen Geste seiner Autorität den Abstand wiederherzustellen wusste.  

Steile Auf- und Abstiege

Die Gorillafamilie bestand aus dem riesigen Silberrücken, einem jüngeren Jungen, drei Babys (eins davon erst fünf Monate alt) und den dazugehörigen Weibchen. Während der Junge spielte, blieben die Erwachsenen Tiere friedlich am Futtern und hielten die Babys fest – doch schon in wenigen Wochen werden auch sie munter durch die Gegend springen. 

5-monatiges Gorilla-Baby 🙂

Nachdem die zugestandene Stunde Beobachtungszeit viel zu schnell vergangen war, machte sich unsere Gruppe total beeindruckt und begeistert auf den Rückweg und erschien bald darauf in unserer Berglodge am Rande des Parks, wo Phet und ich sie schon erwarteten.  Hier wurde erstmal viel erzählt und das Gesehene verbal verarbeitet und natürlich die schönsten Fotos bewundert (die meisten freilich bislang fixiert auf Fotoapparaten, so dass wir sie jetzt noch nicht hochladen können).  Dass das so lange erträumte Treffen mit den Gorillas nun tatsächlich stattgefunden hatte, musste erst einmal begriffen und verdaut werden – ein kleiner Snack zum Lunch half dabei.

Berggorilla

Für den Nachmittag hatten Phet und ich einen Besuch bei einer in der Nähe gelegenen winzigen Gemeinde der Batwa vorbereitet: Diese sogn. Pymäen gelten als kleinste Menschen der Welt und hatten die Urwälder Zentralafrikas jahrtausendelang als Ureinwohner bewohnt.  Da sie im Ruf standen, die Gorillas als Bushmeat zu jagen, wurden sie bei Einrichtung des Nationalparks 1991 von der Regierung des Waldes verwiesen – und zwar kompensationslos, so dass dieses stolze Jägervolk auf eine entwurzelte Existenz am Rande des Waldes ohne eigenen Boden oder Rechte zurückgeworfen wurde.  Sie, die einst völlig frei durch den schier unendlichen Dschungel streiften und dort alles Notwenige zum Leben fanden, mussten plötzlich hoffen, auf kleinen Parzellen geduldet zu werden und sich zum Überleben für einen geringen Lohn als Feldwachen anstellen lassen, wo sie die Ernte anderer Leute gegen Waldelefanten verteidigen sollen.  Viele Batwa gerieten so in äußerst prekäre Verhältnisse und Alkoholismus, diskriminiert von der (hier schwarzen) Mehrheitsbevölkerung. 

Entwurzelte Batwa-Pygmäen am Rande des Waldes

In der kleinen Batwa-Gemeinde (6 Familien) neben unserer Lodge versuchen nun private Helfer (unter anderem auch Gorilla Tours, die uns hier betreuende Agentur und Eignerin der Lodge), die Lücke, die der Staat durch Nicht-Sichtbarkeit lässt, zu füllen: So wurden einige Lehmhütten gebaut, die die winzigen Ast- und Gras-Verschläge der einst nomadisch lebenden Jäger ersetzen sollen, und einen Gemeinschaftsraum, der tags als kleine Schule, abends als Versammlungsraum und Sonntags als Kirche dient. Ein junger Dorfvorsteher zeigte uns diese kleinen Einrichtungen und wanderte mit uns zu einem den Batwa heiligen Wasserfall, den wir mit einiger Kletterei im Flussbett erreichten. Dabei erzählte er uns interessante Hintergründe über sein Volk, welches heute versucht, mit dem Kultivieren ihrer alten Folklore wie Tänze und Gesänge seine Tradition und Geschichte zu bewahren und hofft, mit Vorführungen derselben auch etwas Geld fürs unmittelbare Überleben zu verdienen.  Am Vortag waren wir beim Eintreffen in unserer Berglodge bereits Zeuge einer solchen Vorführung geworden – dabei hatten die Batwa uns neben alten Stammestänzen auch gezeigt, wie sie mit Holzstäben auf eine sehr eigentümliche Weise (ganz anders als z.B. die Massai in Tansania) innert weniger Sekunden Feuer entfachen können. 

Feuermachen der Batwa-Folkloregruppe

Erschüttert über diese Realitäten hatten wir am Abend beim und nach dem Abendessen noch viel zu diskutieren über diese beiden so widersprüchlichen und hochemotionalen Erlebnisse des heutigen Tages.

Inzwischen ist es spät, und das Hochladen des Berichts ungewiss – die Internetverbindung ist mal wieder mau.  Morgen Mittwoch werden wir nach Kisoro weiterfahren, einer Kleinstadt im Dreiländereck Uganda-Ruanda-Kongo. Vorläufig grüßen Euch die „Gorillas“ zutiefst beeindruckt aus dem Bwindi Impenetrable Forest,
Thomas

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Sonntag, 15.01.23

Liebe Leute,

auch heute wieder ein prallvoller Tag –
zum Bergfest der Gorillagruppe 2023:

Gestern Samstag verließen wir zu ungewohnt „humaner“ Zeit  – also nicht das morgendliche Grauen vor Sonnenaufgang, sondern schlicht früher Vormittag –  die Kibale Forest Lodge und querten auf einer Abkürzung (die freilich länger dauert als die längere Hauptstraße) auf rotlehmiger Straße durch malerische Dörfer eine alte vulkanische Gegend entlang der Crater Lakes, mit vielen idyllischen Kraterseen im prallgrünen Land.  Hier wanderten wir eine Weile zwischen diesen Seen mit tollen Aussichten in die wassergefüllten Krater und hatten Spaß in einem Dorf am Weg, wo sowohl Erwachsene wie Kinder uns zuwinkten und diese so ungewohnt weißen Aliens mit großen Augen quasi zurückbeobachteten. Vanille und Pfeffer wuchsen (gepflegt) an Urwaldbäumen empor, und die grasgedeckten Lehmhäuschen lagen in kleinen Gärten voll mit Bananen, Kaffee und Gemüse zwischen reichlich Wild- und Heilpflanzen. 

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An einem Bach im Wald trafen wir wieder auf unsere Fahrer und Fahrzeuge und fuhren weiter Richtung Süden entlang des Rwenzori-Gebirges, welches mit seinen teils schneebedeckten Fünftausendern hier die Grenze zum Kongo bildet, sich aber im hier üblichen Dunst nicht wirklich ausmachen ließ: Dieses Gebirge zählt zu den letztentdeckten, da auch die europäischen Forschungsreisenden des 19. Jahrhunderts hier oft entlang zogen, ohne dieses Gebirge aufgrund der klimatischen Bedingungen zu sichten.

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Bald querten wir den Queen-Elizabeth-National-Park (kurz QENP), der hier 1953 zu Ehren des Besuchs der Queen eingerichtet wurde (als Uganda noch britische Kolonie war und ganz offiziell als „Perle Afrikas“ bezeichnet wurde), und hielten an einem (recht unscheinbaren) Äquatordenkmal, da wir hier zu Fuß von der Nord- auf die Südhalbkugel der Erde wechseln wollten (das entsprechende Denkmal auf unserem späteren Weg zurück nach Norden wird dort sehr viel großzügiger gestaltet sein).  

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Schließlich erreichten wir mitten im QENP unsere zünftige Bush-Lodge direkt am Kazinga-Channel, einer natürlichen kanalartigen Verbindung zwischen George- und Edward-See. Wieder handelt es sich um komfortable und stabile Hauszelte mit Bad und Freiluft-Dusche, wo wir den Nachmittag mit Blick auf den Kanal und seine vielfältigen dickhäutigen Bewohner (vor allem Hippos) relaxen und ich bei halbwegs stabiler Internetverbindung endlich unsere aufgelaufenen Reiseberichte (s.u.) ins Netz stellen konnte.  Die Nacht verbrachten wir mit den üblichen Wildnisgeräuschen wie prustenden Flusspferden, brüllenden Löwen und (darüber?) lachenden Hyänen.

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Heute Sonntag unternahmen wir zunächst eine Pirschfahrt in unseren Jeeps im QENP, und nach angemessener Löwensichtung und einem kleinen Lunch mit Blick auf den Kazinga-Channel dann auch eine Bootsfahrt auf demselben, wo wir beeindruckt waren von der Vielzahl an Tieren, die sich an seinen Ufern tummeln:  Natürlich gibt es hier ungezählte Flusspferd-Schulen, die aufgrund der heute bedeckten Witterung nicht wie sonst üblich kaum sichtbar im Wasser den Tag verdösten (um nachts das Ufer abzugrasen), sondern sich heute mit ihren Jungtieren am Ufer tummelten (und gegenseitig scheuchten); sowie einschüchternd große Krokodile, die freilich vor allem faul am Ufer liegen, bis sie sich alle paar Wochen mal zum Fischfang ins Wasser bequemen.  Darüber hinaus suhlten sich Kap-Büffel im Uferschlamm, Elefanten erfrischten sich im Wasser und verzehrten vorbeitreibende schwimmende Inseln aus Papyrus und Wasserhyazinthen, und viele Vogelarten schwirrten um unser Boot herum und hatten teils damit zu tun, eiersuchende gelbgrüne Warane von ihren in die Uferböschung gegrabenen (!) Nestern zu vertreiben. 

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Inzwischen sind wir wieder in der Lodge und betrachten beim Sundowner den typisch afrikanischen (rotglühenden) Sonnenuntergang, bevor es gleich zum leckeren Dinner weiter geht und wir auf unser Bergfest anstoßen.  Und ich hoffe, diesen Bericht ohne allzugroße Probleme hochladen zu können. 

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Morgen werden wir entlang des Edward-Sees und der Kongo-Grenze Richtung Virungas-Vulkane fahren, wo wir später im Bwindi Impenetrable Dschungel (dem „undurchdringlichen Bwindi-Urwald“) auf Gorilla-Suche gehen wollen. 

Dazu dann später wieder mehr –

bis dahin ganz liebe Grüße von einer rundum glücklichen Truppe, die heute auf das „Bergfest“ anstößt,
Thomas

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(Aufgrund andauernder Internet-Verbindungsprobleme konnten die letzten zwei Berichte erst am Samstag 14.01.23 hochgeladen werden – wir hoffen, in den nächsten Tagen aktuell zu werden..)

Freitag, 13.01.23

Liebe Leute,

heute haben wir sie getroffen: Unsere nächsten Verwandten im Tierreich.  Dazu gleich mehr.

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Gestern Donnerstag bei Sonnenaufgang reisten wir südwärts zunächst quer durch den Murchison NP und weiter immer am Albertsee entlang zunächst nach Hoima, wo wir in einer Mission der Kolping-Werke einen guten Kaffee bekamen und uns auf einem bunten Markt leckere Früchte für ein späteres Lunch auf freier Strecke besorgten.

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Unterwegs hielten wir an einem kleinen Memorial, wo einst Ernest Hemingway gleich zwei Mal mit einem Flugzeug abstürzte (und beide Abstürze überlebte).  Eine rote Lehmpiste brachte uns durch grünes Land und kleine Lehmhüttendörfer mit unglaublich authentischen Eindrücken afrikanischer Lebensweise.  Auffällig ist, wie selbstbewusst und freundlich die Menschen uns stets entgegentreten – Kinder winken ohne Ende und testen gern ihr Englisch mit uns.

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Gegen Abend erreichten wir Bigodi, ein kleines Städtchen am Rande des Kibale-Nationalparks, wo wir im Kibale Forest Camp komfortable große Zelte mit eingebautem Badezimmer mit Dusche bezogen. 

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Heute fanden wir uns früh im Besucherzentrum im NP ein und wurden nach kurzem Briefing mit einem Guide in den Wald geschickt, um eine hier ansässige Schimpansenfamilie zu besuchen, die es gewohnt ist, täglich Besuch von anderen Primaten zu bekommen.  Als wir sie erreichten, saßen sie hoch oben in den Bäumen beim Frühstück zusammen und angelten mit ihren langen Armen nach den um sie herum hängenden Früchten.  Unser Guide erklärte uns, dass es gestern zu einem bedauerlichen Zwischenfall gekommen ist:  Zwei der hier in der Gegend lebenden Schimpansenfamilien haben sich eine regelrechte Schlacht geliefert (Schimpansen sind auch gegen Artgenossen aggressiv – sie sind halt mit uns verwandt..), und der dominante Anführer dieser Gruppe war dabei ums Leben gekommen. Nun ist die Gruppe arg verstört und muss sich erst mal sortieren, bis sich ein neuer Anführer durchsetzt. Was vermutlich weitere Rangkämpfe zur Folge hat.

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Zwei Weibchen verließen den nahen Baum und liefen schnurstracks davon – andere ließen sich weder von uns noch von ihren eigenen Problemen stören und futterten ungerührt weiter. Schließlich war unsere Zeit abgelaufen, und wir kehrten ins Camp zurück. 

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Nun ist Bigodi eine Gemeinde, in der versucht wird, die Einheimischen etwas am touristischen Geschehen teilhaben zu lassen.  Dazu haben sich verschiedene Gruppen gebildet, die den primär für die Schimpansen anreisenden Touristen verschiedene hochinteressante Dinge zeigen, die die afrikanische Community prägen.  Zunächst erläuterte man uns beim Lunch verschiedene afrikanische Gerichte wie Hirsebrei, Matoke (gestampfte Kochbananen) und Posho (Maismus) mit Bohnen, Süßkartoffeln mit Erdnusssoße und einige einschlägige Gemüsesorten.  Später besuchten wir die „Coffeequeen“, die den Kaffee für die Gemeinde herstellt und uns den Werdegang des Kaffees von der Ernte der roten Kaffeekirschen über Trocknung, Trennung und Röstung bis zum fertigen gemahlenen (hier: gestampften) Kaffee mitsamt Verkostung zeigte. 

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Anschließend gingen wir zum Dorf-Schamanen, der sein Wissen von seinem Vater hat und es an seinen Sohn weitergibt und neben Krankheiten auch seelische Nöte zu lindern weiß.  Zu seinen Künsten gehört auch eine Portion schwarze Magie – aber er erklärt ehrlicherweise vorab, dass er weder HIV noch Krebs behandeln kann.  

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Später wird uns gezeigt, wie eine Frauenkooperative des Dorfes feine widerstandsfähige Fasern aus Papyrus herstellt und sie zu kunstvollen Körben flicht, wobei die Fasern vorab mit Naturprodukten gefärbt werden.  Und last not least lernen wir, wie man aus Bananen Saft pressen, Bier brauen und Gin destillieren kann. 

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Nach diesem spannenden Nachmittag stellen wir im Camp fest, dass der heftige Wolkenbruch, der uns bei den Korbflechterinnen einige Zeit festgehalten hat, im Dorf Spuren hinterlassen hat:  Strom und Internet sind stadtweit ausgefallen, im Camp wird auf Generatorbetrieb geschaltet.

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So können wir auch heute weder Reiseberichte noch Fotos hochladen – und müssen auf morgen hoffen, wenn wir nach einer weiteren Fahrt über die Dörfer im nächsten Nationalpark am Fuß des Rwenzori-Gebirges Station machen. 

Bis dahin grüßen unsere vom Erlebten total begeisterten „Gorillas“ aus dem hintersten Afrika –
Thomas

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Mittwoch, 11.01.23

Liebe Leute,

wir haben einen großartigen Tag im Murchison Nationalpark hinter uns –
aber der Reihe nach:

Gestern Dienstag verließen wir Entebbe in den frühen Morgenstunden mit unseren Expeditionsfahrzeugen  – zwei Allradfahrzeuge auf Landcruiser-Basis mit Beobachtungs-Hubdach –  und umfuhren den Verkehrsmoloch Kampala auf der neuen Umgehungsstraße, um dann Richtung Norden durch meist üppig grüne Landschaft zu fahren.

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Auf etwa halbem Weg zu unserem Tagesziel bogen wir von der Landstraße in Buschland ab und hielten bald am „Rhino Sanctuary“, einem Wiederansiedelungsprojekt für Breitmaulnashörner: Diese früher hier häufigen Dickhäuter wurden während der Idi-Amin-Zeit komplett ausgerottet und werden nun hier mit Hilfe von Leihgaben aus anderen Ländern wieder nachgezüchtet.  Von sechs eingeführten Exemplaren im Jahr 2000 hat sich die Gruppe inzwischen auf 35 Tiere vergrößert; sobald die 50 überschritten wird, sollen die ersten Nashörner in ihren ehemaligen Stammgebieten ausgewildert werden. 

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Normalerweise verbringen sie die Mittagszeit (in der wir dort vorbeischauten) dösend unter Bäumen, um der größten Tageshitze auszuweichen – diesmal aber hatten wir unverhofftes Glück: Da sich die Regenzeit etwas verspätet hat und noch nicht ganz der Trockenzeit gewichen ist, war der Himmel bewölkt, so dass sich ein Muttertier mit ihrem Jungen entschlossen hatte, nach kurzem Nickerchen einfach weiterzugrasen, und wir die Beiden entzückt beobachten konnten. 

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Wir kreuzten den Victoria-Nil (den Teil des Weißen Nil, der vom Victoriasee zum Albertsee fließt) an einer Stelle, wo er in wilden Stromschnellen an Höhe verliert und schäumend dem Großen Grabenbruch zustrebt.  

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Abends erreichten wir am nördlichsten Punkt unserer Route die Fort-Murchison-Lodge (eine einem alten afrikanischen Fort nachempfundene Hotelanlage) am Albert-Nil (dem Teil des Nils, der aus dem Albertsee Richtung Sudan abfließt), wo wir die Gruppe allerdings wg. Überbuchung teilen mussten, und Phet und ich mit vier Gästen in die etwas rustikalere benachbarte Tembo-Lodge zogen. War für uns aber kein Problem: T.i.A. („This is Africa“)..  Das sehr leckere Abendessen nahmen wir freilich gemeinsam im Fort ein  –  und die Tembo-Lodge (Tembo = Elefant) machte ihrem Namen alle Ehre: Rund um sie herum und gelegentlich auch zwischen den Bungalows ließen sich immer wieder wilde Elefanten sehen.

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Heute Mittwoch trafen sich beide Gruppen bei Sonnenaufgang am Eingangstor zum Murchison-Nationalpark, dem mit 6.000 km² größten Wildtier-Schutzgebiet Ugandas.  Den ganzen Vormittag kreuzten wir durch den weitläufigen Park am Albertsee mit seinen unterschiedlichen Landschaftsbildern und konnten eine Vielzahl der hier heimischen Tiere bei der Morgentoilette beobachten: Neben Elefanten und Büffeln war eine Unmenge an Antilopen und exotischen Vögeln unterwegs –eine Löwin warf einen auffällig begehrlichen Blick auf dieses leckere Frühstück.

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Gegen Mittag bestiegen wir ein Boot und näherten uns auf dem Nil flussaufwärts den Nil-Fällen, wobei wir am Ufer eine Menge weitere Tiere beobachten konnten – vor allem einige größere Familien von Nilpferden, aber auch farbenprächtige Vögel wie Bienenfresser und King Fisher (Eisvögel) und faul am Ufer dösende Nilkrokodile.

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Die Nil-Fälle gelten  – wenn schon nicht als die größten- so doch als die powerfullsten Wasserfälle der Welt:  Die gesamten tosenden Wassermassen des Victorianil zwängen sich donnernd durch einen etwa 6 Meter breiten Spalt und entwickeln durch diesen Düseneffekt einen gewaltigen Druck, der unser Boot etwa einen Kilometer vom Fuß der Fälle auf Abstand hielt. 

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Nach Rückkehr zum Anleger fuhren wir mit unseren Jeeps zu den „top oft the falls“, also der Stelle, wo der Nil unvermittelt brausend in die Tiefe stürzt.  In der Gischt leuchtete ein Regenbogen, und wir schauten schaudernd in den tosenden Schlund.  Bei Sonnenuntergang erreichten wir unsere Lodges und konnten uns den Staub der Tour im Pool abspülen (na gut: vorher duschen..) 😉

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Morgen werden wir abermals früh aufbrechen und entlang des Albertsees nach Süden reisen, um später im Kibale-Nationalpark zum ersten Höhepunkt unserer Reise vorzudringen: Hier wollen wir unsere engsten Verwandten im Tierreich, die Schimpansen besuchen.  Doch dazu später mehr –

bis dahin ganz liebe Grüße von einer fröhlichen Gruppe,
Thomas

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Sonntag, 8.01.23

Liebe Leute,

gestern Abend traf unsere neue Gruppe pünktlich und vollständig mit Gepäck ein – Phet und ich holten sie mit unseren Driver-Guides Isma und Baker vom Flughafen ab und brachten sie gleich in unser Guesthouse, wo wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang eintrafen und ein leckeres Barbecue im Garten als Abendessen erhielten. Später saßen wir bei einem Absacker noch eine ganze Weile beisammen und schwatzten, da die Gäste nach 24 Stunden Anreise vor lauter Übermüdung bei gleichzeitiger Aufregung über die nun tatsächlich beginnende Reise kaum ins Bett fanden 🙂

Neue „Gorilla-Gruppe“ glücklich eingetroffen 🙂

Vom Schlaf erfrischt, starteten wir heute morgen nach ausgiebigem Frühstück zu unserem kleinen Stadtbummel durch die grüne Gartenstadt Entebbe: In Entebbe Town (der kleinen „City“ der Stadt) passierten wir eine Kirche, in der gerade die Sonntagsmesse stattfand und wir freundlichst zum Besuch des Gottesdienstes eingeladen wurden. Wir begnügten uns freilich mit einem Blick in die Kirche und konnten die fröhlichen Gospelgesänge noch auf der Straße hören.

Im Botanischen Garten führte uns der Local Guide Rafiki durch Gewürzgärten und unter lianenbehängten Baumriesen hindurch, in deren Schatten schon die ersten Tarzenfilme mit Johnny Weismüller gedreht wurden. Ein paar Colobus- und Vervet-Äffchen – teils mit Babies – turnten durch die Zweige und beobachteten uns ähnlich neugierig wie wir sie. In der Victoria-Mall besorgten wir ganz individuell noch fehlende Dinge wie z.B. Adapter oder „Verdauungs-Medizin“, und im Gorilla Conservation Café erholten wir uns dann vom Spaziergang bei leckerem Berg-Kaffee und frischen Fruchtsäften.

Freundschaftsanbahnung 🙂

Den Rest des Nachmittags relaxen wir jetzt gerade im grünen Garten des Guesthouses bei Vogelgezwitscher und erwarten das Abendessen, während gerade unser Tisch eingedeckt wird.

Morgen Montag wollen wir eine Reptilienschutzstation besuchen, wo insbesondere die von den Einheimischen eher gefürchteten Schlangen vor Verfolgung geschützt und Schulklassen ein Gefühl für diese oft ungeliebten Mitbewohner des Landes vermittelt werden soll. Später haben wir noch die Option, im Wildlife Conservation Center einige der Tiere zu Gesicht zu bekommen, die in der freien Wildbahn eher selten bis nie zu sehen sind, wie z.B. der scheue Schuhschnabel. Auch diese Tiere sollen hier in einem geschützten Raum überleben und möglicherweise wieder ausgewildert werden können.

Ab Dienstag früh sind wir dann auf unserer neuen Wildtiersafari im Herzen Afrikas unterwegs und werden fünf Nationalparks mit unterschiedlichen Schwerpunkten besuchen. Dazu dann später wieder mehr –

bis dahin ganz herzliche Grüße von einer glücklichen Gruppe,
Thomas

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Donnerstag, 5.01.23

Liebe Leute,

Stromausfall – so geht’s hier los: 
Gerade will ich einen ersten Vorab-Bericht über unsere Gorilla-Tour nach Uganda einstellen, da sitzen wir plötzlich komplett im Dunkeln.  Ist hier aber nicht so ungewöhnlich, und es läuft auch gleich ein Generator an:

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Nachdem wir nach der Abreise der Tansania-Gruppe über Weihnachten und Neujahr ein paar Tage Ferien an den weißen Stränden von Sansibar genießen durften, sind wir nun seit gestern in Entebbe
Vorgestern brachte uns ein regelrechter Buschflieger (12-Sitzer, bei dem man dem Piloten vorn direkt über die Schulter schauen konnte; nur ein Propeller) zunächst mal nach Dar Es Salaam, und von dort ein kleiner Düsenjet über Serengeti und Victoriasee nach Entebbe in Uganda. Die ehemalige Hauptstadt mit dem einzigen internationalen Flughafen des Landes liegt auf einer Halbinsel im Victoriasee und ist  – im Gegensatz zum Millionenmoloch Kampala (der aktuellen Hauptstadt) –  eine ruhige grüne Gartenstadt mit einer ganzen Reihe hübscher Hotels und Guesthouses.

Hier erwarten wir nun die neue Gruppe für unser Abenteuer von Wildbeobachtungen im Herzen Afrikas unter Einschluss von Gorillas und Schimpansen in ihrem natürlichen Urwald-Habitat nahe dem Kongo.
Am Samstag Nachmittag wird die Gruppe eintreffen – dann wird es hier auch wieder Einträge geben. Und dieser hier geht online, sobald der Strom (Wifi) wieder da ist.. J

Bis dahin ganz herzliche Grüße nunmehr aus Uganda,
Thomas und Phet

Mit dem Buschflieger aufs Festland 🙂
Wir sitzen direkt hinter dem Piloten und schauen ihm über die Schulter 🙂
Stonetown von oben – Sansibar adé 🙂