Alte Kaiserstadt Hué und Bilderbuchstädtchen Hoi An

Liebe Leute,

letzten Donnerstag verließen wir mit unserem Gruppenbus die Berge von Phong Nha und steuerten Richtung Südosten auf die Küste zu.  Hier sind wir bereits nah des 17.Breitengrads  –  der ehemaligen, so heftig umkämpften Demarkationslinie zwischen Nord- und Südvietnam. Diese Gegend wurde von den Amerikanern quasi pausenlos bombardiert, um den Krieg doch noch zu ihren Gunsten zu wenden  –  was sie letztlich nicht erreichten.  Jedoch zwangen die verheerenden Bombardierungen die einfache Reisbauernbevölkerung der Gegend, sich einzugraben und unterirdische „Städte“ zu bauen, mit kilometerlangen unterirdischen Gängen und kleinen Räumen für jeweils eine Familie, aber auch Krankenzimmer (sogar einer Geburtsstation), Versammlungs- und Lagerräumen und einer ausgeklügelten Ventilation, wo sie 6 Jahre lang lebten und nur nachts die Felder bestellten.

Wir lassen uns durch diese finsteren Gänge führen, die immerhin knapp ausreichend hoch sind auch für uns  –  anders als die noch mal wesentlich engeren militärischen Gangsysteme weiter südlich, die den Vietcong das Verschwinden während der Kampfhandlungen ermöglichten, womit sie die amerikanischen GI’s zusätzlich verwirrten.

Wenig später erreichen wir die alte Brücke über den Hai Ba Fluss, der damals die Grenze zwischen beiden Teilen Vietnams war  –  ein Zustand, den die Vietnamesen nie akzeptiert hatten und daher gemeinsam für eine Wiedervereinigung in Unabhängigkeit kämpften.  Folgerichtig handelt es sich bei dieser Brücke um die meistbombardierte und immer wieder aufgebaute Verbindung während des Krieges.  Heute führt eine neue Betonbrücke neben der alten Eisenkonstruktion über den Fluss  –  nur wenig erinnert an die schicksalhafte Trennung.

 

Ab nun bewegen wir uns im ehemaligen (politischen) Südvietnam und erreichen am frühen Abend Hué, die alte Kaiserstadt: Ab 1802 war Hué Hauptstadt des Landes und Residenz des Kaisers. Erst 1945 wurde Hanoi wieder zur Hauptstadt, nachdem der letzte Kaiser Bao Dai wegen seiner Japan-Treue seine kaiserlichen Insignien an den neuen Präsidenten Ho Chi Minh übergeben musste und dieser die unabhängige Republik Vietnam  – mit einer an die amerikanische Verfassung angelehnte, von den französischen Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit durchdrungenen vietnamesischen Verfassung –  ausrief.  Wieviel Leid und Kampf lag da noch vor ihnen, bis sie diese Ideale dann auch gegen diese Mächte (die ihre Ideale nur auf sich selber anwendeten und keinesfalls den kolonialisierten Ländern zubilligen wollten) durchgesetzt hatten..

Nachdem wir unser hübsches Hotel mit Pool in einer stillen Gasse mitten im trubeligen Zentrum der Stadt bezogen haben, machen wir natürlich noch einen kurzen Stadtbummel zum Abendessen.

Am folgenden Tag Freitag besichtigen wir vormittags die Zitadelle  –  die alte kaiserliche Residenz und ehemaliges Palastgelände:  Hinter einer 10 km langen Umfassungsmauer liegt die ehemals Verbotene Stadt, zu der nur der Kaiser, seine Konkubinen und Familie Zugang hatte.  Dieses Viertel wurde von den jedes gegenteilige Abkommen ignorierenden Amerikanern ebenfalls weitgehend zerbombt, wird heute aber mithilfe verschiedener Nationen (aber ohne Amerika) restauriert.  Wir erkennen Unterschiede sogar zum letzten Jahr:  Neben der Bibliothek sind neue Pavillons und zauberhafte Gartenanlagen dazu gekommen.  In wenigen Jahren will man sich sogar an die Restaurierung der Paläste wagen  –  auch ein Beispiel, wie uns die Zukunft der Vergangenheit näher bringt.

Nachdem wir die Zitadelle verlassen haben, erlauben wir uns den Spaß einer Fahrradrikschafahrt zum Anleger der Flussboote:  Nun steht ein Ausflug auf dem ruhigen Parfümfluss an  –  wir besuchen die flussaufwärts im Grünen gelegene Thien Mu Pagode, eines der wichtigsten buddhistischen Klöster Vietnams.

Nachmittags bummeln wir programmfrei durch die am Wochenende zur Fußgängerzone verwandelte lebhafte Innenstadt und beschließen den Abend beim Absacker in einer hip gestalteten Open-Air-Lounge..

Gestern Samstag bringt uns unser Gruppenbus weiter nach Süden:  Zunächst baden wir im klaren Wasser der Elephant Falls und später auch am Strand, wo wir frischen Fisch zum Mittag serviert bekommen.  Nun überschreiten wir am Wolkenpass  – der seinem Namen alle Ehre macht –  auch die Wetterscheide zwischen (subtropischem) Norden und (tropischem) Süden und erreichen Danang, die an einer wunderschönen Bucht gelegene Großstadt mit bemerkenswerter Skyline, an deren Stränden (China Beach) in den 60’ern die ersten amerikanischen Truppen an Land gingen.  Bald erreichen wir Hoi An, ein zufällig vom Bombenhagel verschontes Städtchen, welches heute ein einmaliges Zeugnis vietnamesischer Architektur ablegt und 1999 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.  Ein abendlicher erster Bummel durch die mit bunten Lampignons beleuchteten Gassen bringt uns dieses gern besuchte Beispiel des ursprünglichen Vietnam schon etwas näher.

Heute Sonntag besichtigten wir dieses architektonische Kleinod genauer und ließen uns die Geschichte der Stadt vor Augen führen:  Die frühere Hafenstadt prosperierte vor allem im 16. und 17. Jahrhundert, als sie noch direkt am Meer lag und sich viele japanische und chinesische Händler hier niederließen.  Da die Häfen später versandeten und das Meer sich mehrere Kilometer zurückzog, versank das uninteressant gewordene Städtchen in einem Dornröschenschlaf, der es regelrecht konservierte.  Wegen kompletter Bedeutungslosigkeit sogar im Krieg vom Bombenhagel ignoriert, ist es heute das einzige Beispiel für traditionelle vietnamesiche Architektur, so dass wir hier nun die kostbare „Japanische Brücke“, alte chinesische Versammlungshäuser und altehrwürdige Holzhäuser besichtigen können.  Der Bummel wird mit einem leckeren Käffchen am Markt abgeschlossen.

Nachmittags besuchen wir den Strand und toben in den langen Wellen des Südchinesichen Meeres bei frischem Bratfisch. 

Die nächsten Tage wollen wir dieses hübsche Städtchen und seine Umgebung näher kennen lernen  –
dazu dann später mehr in diesem Theater,

ganz liebe Grüße derweil von unserer rundum begeisterten Truppe,
Thomas 🙂