Gorillas im Sonnenschein

Liebe Leute, 

jupp – wir haben sie getroffen:
Die Gorillas im Dreiländereck Uganda – Ruanda – Kongo,
an den Hängen der Virunga-Vulkane. 

Doch der Reihe nach: 

Letzten Montag holte uns früh morgens unser ugandischer Driver-Guide mit seinem Allrad-Toyota ab, und wir machten uns auf Richtung Süden:  Wir wollen die wildtierreichen Nationalparks nahe der Grenze zum Kongo erkunden.  Leider regnet es heute ununterbrochen:  Die Regenzeit hat begonnen  –  das kann ja heiter werden..  

Unterwegs queren wir zu Land den Äquator an einem Equator-Monument mit gutem Uganda-Kaffee von der Nord- zur Südhalbkugel und erreichen abends  – nach spannender Fahrt durch die Dörfer des ugandischen Hinterlands –  den Queen-Elizabeth-Nationalpark (QENP), wo wir bei aufklarendem Himmel in einer hübschen Lodge einchecken mit toller Aussicht über die Savanne bis zu den Rwenzori-Bergen weit im Westen.  Das Rwenzori-Gebirge ist normal fast immer in Wolken gehüllt, so dass seine Existenz überhaupt erst sehr spät entdeckt wurde.  Unter seiner Wolkenkappe versteckt liegen ein fantastischer Nebelwald und einige schneebedeckte Viertausender, darunter mit dem Mount Stanley (5109 m) der höchste Berg Ugandas (und nach Kilimandscharo und Mount Kenya der dritthöchste Berg Afrikas).

Uganda liegt mitten in den Tropen direkt auf dem Äquator, so dass es hier oft und reichlich regnet (zum Glück meist nachts), und das Land  – im Gegensatz zum trockenen Süden Afrikas –  smaragdgrün auf rotem Boden leuchtet.  Die Dörfer wirken einfach, aber keinesfalls elend  –  es gibt zumindest genug zu essen, und die Kinder gehen im Allgemeinen zur Schule:  Die Schreckensherrschaft unter Idi Amin (1971 – 79) und das folgende Bürgerkriegschaos unter Milton Obote (bis 1985) liegen inzwischen weit zurück, das Land hat sich unter dem Dauerpräsidenten Yoweri Museweni seither friedlich entwickelt und ist heute ein ruhender Pol zwischen Kongo und Südsudan. 

Am Dienstag besuchen wir  – glücklicherweise wieder bei Sonnenschein –  den Nationalpark und entdecken viele Tiere, die uns nach der Namibia-Botswana-Expedition fast vertraut erscheinen (wie Elefanten und Büffel), nur dass sie hier in saftig-grünem Busch üppig zu fressen finden (und manchmal schwerer auszumachen sind).  Toll ist auch eine Bootsfahrt auf dem Kazinga-Kanal, einer flussartigen Verbindung zwischen zwei Rift-Valley-Seen, mit Hippos und Krokos satt. Der Versuch, hier Schimpansen in freier Wildbahn zu beobachten, scheitert jedoch:  Wir hören sie zwar und finden ihre noch feuchten „Hinterlassenschaften“, aber sie sind uns stets eine Nasenlänge voraus und bleiben für uns unsichtbar, als wir von einem seit gestern überquellenden Bach an der weiteren Verfolgung gehindert werden. 

Am Mittwoch erreichen wir den Bwindi-Impenetrable-Forest, einen Nationalpark im Dreiländereck Uganda-Kongo-Ruanda.  Hier bilden die acht Virunga-Vulkane im ostafrikanischen Grabenbruch eine natürliche Grenze zu den Nachbarn, und auch diese Bilderbuchkegel sind oft von mystisch wabernden Nebeln verhüllt.  Die undurchdringlichen Regenwälder an den Hängen der Vulkane sind das Habitat der letzten Berggorillas, die hier versteckt ein relativ friedliches Leben führen, seit die Jagd auf diese herrlichen Tiere strikt verboten ist und sie in allen drei Ländern unter strengem Schutz stehen  –  ein Verdienst der legendären Dian Fossey („Gorillas im Nebel“), die ihr Leben der Erforschung und dem Schutz der Gorillas gewidmet hatte und dafür 1985 von einem wütenden Wilderer erschlagen wurde.  Heute ist klar:  Ohne ihren Einsatz wären unsere nächsten Verwandten von den Einheimischen längst aufgegessen worden. 

Wir nehmen Unterkunft im „Travellers Rest“, dem ältesten, vom deutschen Auswanderer Walter Baumgartl in den 1950’er Jahren gegründeten Hotel in Kisoro nahe des Mahurembo Vulkans.  Dian Fossey nannte diesen Gasthof ihr „zweites Zuhause“, wenn sie von ihrer Berghütte (auf ruandischen Territorium) mal in die Stadt wollte.  Wie sie damals, wärmen wir uns nun am gemütlichen Kamin auf bald 2.000 Meter Höhe, und bekommen sogar das beste (eben ihr !!) Zimmer.

Am Donnerstag sind wir früh unterwegs:  Nachts hat es geregnet, aber bei Sonnenaufgang ist klarer Himmel.  Mit einigen Mitstreitern  – es dürfen pro Tag nur acht Gäste für eine Stunde zu den Gorillas vordringen –  und bewaffneten Rangern stapfen wir noch vor Sonnenaufgang immer bergauf in den „impenetrable“ (undurchdringlichen) Nebelwald hinein.  Ein faszinierender Verhau von Bäumen, Lianen, Riesenfarnen und blühenden Kräutern umfängt uns, während wir auf lehmig-modrigen Pfaden das dichte Buschwerk durchdringen.  Sehr weit würde man hier allein nicht kommen..

In diesem tropfnassen Urwald per Zufall den Berggorillas zu begegnen wäre sicher aussichtslos.  Weshalb dem Zufall ein wenig nachgeholfen wird:  Stets sind einige Ranger (die sogn. Tracker) in der Nähe der Gorilla-Gruppen, die nun per Funk ihren Standort durchgeben.  Nach etwa zwei Stunden aufreibender Wanderung zwischen den Vulkanen haben wir sie erreicht – da die Gorillas sich ja fortbewegen, mussten wir öfters eine neue Abkürzung suchen.  Nun führen uns die Tracker direkt zur Familie:  Einem „Dominanten Silberrücken“ mit seinen Weibchen und Kindern;  ein weiterer (nachrangiger) Silberrücken hält sich in der Nähe auf.   

Die Affen nehmen keinerlei Notiz von uns:  Der Silberrücken schläft und ignoriert uns total, die Weibchen ruhen teils bei ihm, teils suchen sie nach Blättern in den Bäumen, die Jungen tollen herum und schaukeln an den Lianen.  Bei manchem Blick zu uns scheint es, als wollten sie uns was vorturnen  –  Kinder sind halt überall gleich.. 😉 

Dies muss man wissen:  Gorillas sind nicht menschenscheu, sofern sie nicht gejagt werden – allerdings würden sie im Wald verschwinden oder ihre Dominanz zeigen (Silberrücken), wären sie nicht an Menschen gewöhnt.  Die sogn. Habituierung dauerte zu Dian Fosseys Zeiten Monate  –  heute kennen alle Gorillas diese Besuche und fühlen sich tatsächlich nicht gestört, da sie wissen dass die Besucher nach kurzer Zeit wieder abziehen.  Wir müssen einen Abstand von 7 Meter einhalten (ein mitreisender Chinese hat noch im Lager die 7 Meter exakt vermessen, hält sich aber nun in seiner Begeisterung am wenigsten dran und ist auf fast jedem Foto der anderen zu sehen, da er sich stets schon auf halbem Weg zu den Affen befand..), und dürfen weder reden noch essen oder trinken.  

Der Besuch ist teuer:  600 USD pro Person (in Ruanda gar 1.500 USD !!) muss man für diese Begegnung latzen  –  ohne Sichtgarantie.  Mit dem Geld wird der Schutz der Tiere  gewährleistet (und ein sonst drohender Massentourismus bislang erfolgreich verhindert).  Zurzeit des Besuchs muss man total gesund sein (kein Schnupfen o.ä.), verschiedene Impfungen werden vorausgesetzt und kontrolliert. 

Eine Stunde lang dürfen wir die mit seidig-schwarzem Fell vor der nachts harschen Kälte geschützten Pelziger (schweigend) beobachten und nach Herzenslust fotografieren und filmen.  Ich fühle mich wie beim „Planet der Affen“:  Die Masken sind dort enorm gelungen, wie mir hier auffällt.  Und es ist anrührend: Selten habe ich (bei den Menschen) so glückliche Gesichter gesehen..!! 

Nach einer Stunde wird zum Aufbruch gerufen  –  wir wagen wieder zu atmen, und sind begeistert:  Wir haben es geschafft !!  Gestartet waren wir noch mit großen Zweifeln, ob wir sie wirklich zu sehen bekommen:  Eher hatten wir erwartet, dass es ausgeht wie bei den Schimpansen.  Als die riesigen Viecher dann tatsächlich vor uns auftauchten, war Phet zunächst fast beunruhigt  –  aber bald war auch sie von der friedlichen Atmosphäre gefangen. 

Der Rückweg bergab ist schnell erledigt, und bald sind wir wieder in der Lodge, wo wir am Kamin noch lange von unserem Abenteuer schwelgen und mit einer Mitarbeiterin der Dian-Fossey-Gorilla-Foundation in ein interessantes Gespräch fallen. 

Inzwischen sind wir auf den Ssese Islands mitten im Victoria-See, wo wir an weißem Strand wie am Meer für ein paar relaxte Tage (in einem etwaigen Programm) die hübschesten Unterkünfte checken, bevor wir Dienstag Abend Afrika für diesmal verlassen. 

Dazu dann später noch mal ein Eintrag  – 
bis dahin ganz liebe Grüße aus Kalangala/Ssese Islands,
Thomas und Phet

Die mystischen Virungas-Vulkane im Dreickändereck Uganda – Ruanda – Kongo
Mir bewaffneten Rangern wandern wir durch die heute sonnigen Nebelwälder
..und finden tatsächlich eine Berggorilla-Familie..
..mit Silberrücken und..
..mehreren Jungen, die uns was vortoben 🙂
Jetzt sieht man es: Gorillas machen glücklich 🙂 🙂