UGANDA: Schimpansen-Insel

Liebe Leute, 

nun sind wir tatsächlich seit wenigen Tagen in Uganda unterwegs: 

Nach Abreise der Gruppe hatten wir den letzten Sonntag in Victoria Falls entspannt angehen lassen – drei Wochen Hochspannung verlangten auch von der Reiseleitung ihren Tribut.  Abends stiegen wir dann in den Nachtbus nach Harare.  Es war leider nicht der zugesagte Luxusbus (der war ausgefallen), sondern der ganz normale öffentliche Bus und entsprechend abgeranzt (und wir die einzigen bestaunten Weißen darin): Die Armlehne abgebrochen, die Rückenlehne nicht verstellbar  –  aber immerhin hat er die fast 900 (!) km ohne Panne und ziemlich pünktlich zurück gelegt, so dass wir Montag Vormittag müde aber heilfroh in Harare eintrafen. 

Per Taxi kurze Stadtrundfahrt  –  mehr als 5 Minuten gibt die City nicht her, und das bemerkenswerteste Gebäude ist der futuristisch anmutende Flughafen-Tower.  Das Innere des Flughafens dann doch wieder 70’er-Jahre-Charme mit entsprechender „Patina“ – wir brachten den Tag weitgehend im einzigen Café rum und konnten so immerhin die Gruppengesamtabrechnung fertig machen.  Schließlich startete unser Flug via Kigali/Ruanda nach Entebbe/Uganda, wo wir gegen 3:00 Uhr Nachts eintrafen und uns somit schon die zweite Nacht um die Ohren gehauen hatten.  Aber Einreise und Pickup-Service klappten reibungslos, und wir hatten keine Kraft mehr, uns über das für seinen Preis unerwartet einfache Hotelzimmer aufzuregen. 

Am Dienstag erkundeten wir Entebbe:  Die ehemalige Hauptstadt Ugandas hat nur ca. 70.000 Einwohner und liegt auf einer Halbinsel im Victoria-See,  dem größten See Afrikas (und drittgrößten der Welt).  Bekannt wurde der Ort vor allem durch die „Operation Entebbe“, als 1976 palästinensische Luftpiraten eine aus Israel kommende Air-France-Maschine mit Unterstützung des damaligen Diktators Idi Amin dorthin entführten und die Geiseln durch ein nächtliches Überfallkommando von israelischen Elitesoldaten befreit wurden. 

Heute ist Uganda ein politisch stabiles Reiseland mit großartigen Tierbeobachtungsmöglichkeiten, und Entebbe gilt als sichere Stadt  –  im Gegensatz zu Kampala, dem heutigen, ca. 40 km entfernten Hauptstadtmoloch ohne eigenen Flughafen. 

Wir prüften einige Hotels auf Gruppentauglichkeit und fanden auch für uns etwas Angenehmeres gleich beim Chimpanzees Trust, dem Büro einer Auffangstation für Schimpansen-Waisenkinder, deren Mütter meist von Wilderern erschossen wurden.  Entebbe ist eine weitläufige, sehr grüne Stadt;  das Zentrum (die „Town“) beläuft sich auf eine einzige Straße mit nicht sehr hohen Häusern und etwas afrikanischem Nachtleben. 

Schon am Mittwoch brachte uns ein Speedboot des Chimps Trust  – zusammen mit drei sehr netten US-Amerikanerinnen einer Kinderschutzorganisation –  zur Insel Ngamba mitten im Victoria-See:  Etwa 2 km2 groß, besteht sie zum größten Teil aus unberührtem Urwald und  – mit Elektrozäunen abgesperrt –  einem kleinen Besucherbereich, wo sich die Installationen der Auffangstation befinden.  Hier können Besucher in vollausgestatteten hübschen Bungalows wohnen, wenn sie die Schimpansengruppe besuchen wollen, die hier isoliert aber geschützt lebt:  Die Tiere sind inzwischen fast alle ausgewachsen und bilden eine eigene Gruppe, da sie in freier Wildbahn keinen Anschluss mehr finden.  Sie werden hier auch gefüttert, haben aber die Möglichkeit, ihre schrecklichen Traumatisierungen zu überwinden. 

Die unmittelbaren Beobachtungsmöglichkeiten lassen einen schnell erkennen, wie unglaublich menschenähnlich sich diese nächsten Verwandten des Menschen verhalten und welche teils spitzbübische Intelligenz aus ihren Augen sprüht.  Allerdings sind sie auch in ihren Aggressionen dem Menschen ähnlich, und es ist beeindruckend, wie schnell sie dann diese Aggressionen wieder einfangen und gleich zur Tagesordnung übergehen.  Man möchte ihnen stundenlang zuschauen  –  allerdings machen sie sich nach den Fütterungen gleich wieder davon in den dichten Dschungel.. 

Wir besuchen eine Nachbarinsel, wo wir in einem Fischerort sehr freundlich aufgenommen werden und die unter freiem Himmel im Schatten eines großen Baumes stattfindende Schule besichtigen.  Erst bringen uns die Kids ein Ständchen  –  dann machen sie begeistert mit, als Phet ihnen ein thailändisches Kinderlied vorsingt und sie bestimmte Bewegungen nachahmen müssen:  Eine Riesengaudi für alle..!! 

Nach einem heftigen nächtlichen Gewitter und einer letzten Fütterung in der Frühe sind wir heute Donnerstag vom Speedboot wieder nach Entebbe gebracht worden, wo wir am Fortgang unserer Erkundungen arbeiten und mit mehrere Agenturen sprachen.  Weiteres muss sich jetzt entwickeln  –  wir lassen dann wieder von uns hören. 

Bis dahin ganz liebe Grüße direkt vom Äquator, Thomas und Phet  🙂

Bungalows auf der Affeninsel
die Affen haben Spaß 🙂
Schule im benachbarten Fischerdorf
Phet rockt die Kids